Für die gut dreiviertelstündige Verspätung kann Tash Sultana sicherlich nichts. Der Schrein, der auf der Bühne aufgebaut ist, wird doch nicht die originale, aus vermeintlich günstigem Equipment zusammengestrickte Straßenmusikausstattung von Sultana sein? Das wäre tatsächlich etwas naiv. Denn heute Abend findet das erste von drei ausverkauften Shows in einer der größeren Hallen Kölns statt.
Das heute Abend eher ein laues Lüftchen durch das Palladium fegt, liegt aber tatsächlich nicht an den manchmal umstrittenen Eigenschaften der Konzertvenue. Tatsächlich bleibt der Output von Sultana doch recht belanglos und ohne Druck. Sicher, die Improvisationen kommen locker von der Hand. Ob das wirklich so ganz alleine produziert wird, ist auch egal. Ein Helfer steht links am Bühnenrand, der teilweise recht aufgebracht irgendwelche Zeichen macht. Nein, viel wichtiger wäre, dass das Dargebotene in irgendeiner Weise den Hype rechtfertigen würde. Was für den einen vielleicht „halluzinationsartige Musik voller Hall, Echos und Delays“ ist, wie die Kollegen vom Kölner Stadt-Anzeiger feststellten, ist für den anderen vielleicht nur nervtötendes, konzeptloses Gedudel.
Dass hier ein Phänomen abgefeiert wird, das reichlich Projektionsfläche für Millenial-Sehnsüchte bietet, ist unbestreitbar, wenn man im Palladium durch die Reihen schaut. Deswegen würde ich mich auch mit einer Prognose zurückhalten, ob mit Ausverkauf von fünf Shows (in 4000er Hallen) in Folge, während der aktuellen Deutschland-Tour, bereits der Höhepunkt in der Karriere von Tash Sultana erreicht wurde.
Die Leistungsschau dauert tatsächlich bis nach Mitternacht. Dafür dass es erst eine LP gibt, ist eine Spielzeit von über zwei Stunden durchaus bemerkenswert. Jedoch für einige Zuhörer mehr als eine Geduldsprobe. Mit dem Schluss des regulären Sets wird man wieder etwas versöhnt. Mit „Jungle“ ist Tash Sultana einfach nur ein wirklich wunderbarer Popsong gelungen, der keine einarmig aufgeführten Kunststücke benötigt.