Haldern meets Hip Hop? Oder frei nach Tobi Tobsen – Hip Hop braucht kein Haldern, aber Haldern braucht Hip Hop. Die Abstraktionen waren schon vielfältig als die Ankündigung die Runde machte, dass das Haldern Label, was eigentlich für kleine, feine Indie-Bands bekannt ist, mit The Lytics den ersten Hip-Hop-Act unter Vertrag genommen hat. Klischee orientiert stellt sich die Frage, ob die Misthaufen im Lindendorf brennen sollen?
Alle Attitüden, Zweifel und Irritationen müssen – das sei zu Beginn schon gesagt – revidiert werden. FLOAT ON ist das erste Haldern-Hip-Hop-Album und ein ziemlich starkes Stück. Dem Hörer wird von den Kanadiern eine Platte präsentiert, deren 10 Stücke – Intro und Outro nicht mitgezählt – sehr unaufgeregt einen musikalischen Bogen zwischen den 90ern und heute spannen, ohne dabei anbiedernd zu sein. Sie hinterlässt schon beim ersten Hören einen bleibenden Eindruck. Eingängige Samples, smoothe Beats und Vocals mit einem relaxten Flow, die sich perfekt in den Rahmen der Instrumente einfinden. Darüber hinaus zitiert die Platte in sehr charmanter Art große Vorbilder des Genres. Einen Schuss A Tribe Called Quest, eine Prise De La Soul, etwas MOS DEF oder aber ein Hauch der Fugees kommen einem beim Hören der 10 Stücke in den Sinn. Was im ersten Moment recht aufgesetzt wirkt, entwickelt mit zunehmender Dauer und immer weiterem Hören des Albums eine Existenzberechtigung. Die Band schafft es die klassischen Hiphop-Ansätze – wie schon erwähnt sehr unaufgeregt – in die heutige Zeit zu transferieren, ohne dabei in den 90ern hängen geblieben zu sein.
Es sei an dieser Stelle empfohlen, FLOAT ON zu Beginn als ganzes zu Hören, um die Dynamik der Stücke in der Reihenfolge des Albums anzunehmen. Diese wirkt vollends einnehmend und es macht Spass, sich auf diese einzulassen. Neben der Single „Friction“ sind an dieser Stelle zum einzelnen Anspielen „Daydreams“, „Good as gold“ und „Tried so hard“ besonders empfohlen. Abschließend beliebt zu sagen, dass die Songs Lust auf mehr machen und in diesem Herbst auch ein Konzertbesuch von The Lytics auf der To-Do-Liste steht.
VÖ: Haldern Pop Recordings / 07.09.2018/ http://thelytics.ca/
Ohr D’Ouevre: Daydreams / Good as gold / Tried do hard
Gesamteindruck: 8,0/10
Tracklist: Float on (Intro) / For my people / Glow / Sunshine / Friction / Daydreams / Things you could use / Good as gold / Hold on / Legendary / Hold on / Float on (Outro)
