Verdammt, jetzt ist es auch passiert. Unser Mann Meinrad Jungblut aka PeterLicht – der letzte verläßliche Lieferant für großen Pop mit smarten Texten – hat erstmalig eine Platte veröffentlicht, die nicht ganz überzeugen kann.
Aber bevor man jetzt das Schlimmste befürchtet. Wenn PeterLicht eine Platte veröffentlicht, auf der vielleicht nicht alles Gold ist was glänzt: für den Thron im zeitgenössischen deutschsprachigen Pop reicht auch ein dreiviertelmäßiges Album vom Popsänger mit den Wirtschafts- und Finanztermini in den Liedertiteln allemal.
Mit tollem (geklauten) Basslauf im ersten Stück „Chipslied“ geht es auf jeden Fall schon einmal richtig gut los. Wer es schafft, dass sich das Stück nicht direkt als Ohrwurm für die nächsten Tage einnistet, hat entweder Nerven aus Stahl oder ist bereits verstorben. Die Slackerhymne „Candy Käsemann“ geht auch direkt mal auf die Habenseite der Platte. Respekt! So locker klingt wenig heutzutage in deutschen Pop. Darauf erstmal einen Schluck aus dem Tischmülleimer. Prost! Jetzt ist man auch in der richtigen Stimmung für die Borderline-Adaption des Kampfliedes „Die Internationale“. Bei Licht heißt das „Emotionale (Hört die Signale!). Der Text ist rührend, die Musik – na halt Kampflied. Kennt man. Kann man mal so machen… Danach kommt die erste Single. Leider klingt „Menschen“ wie ein Beitrag für das 3sat Kleinkunstfestival, der irgendwie noch sexy Pop sein soll. Bei den nächsten Tracks verzichtet man leider auch noch auf diese Ambition und es klingt nur noch nach 3sat Kleinkunstfestival. Kann er besser. PeterLicht ist eben sexy, weil die Texte immer so schlau sind und seine Beats dennoch immer große Popkunst waren. Immer! Im vorletzten Lied wird dann auch noch zweihundert Jahre, nachdem es vielleicht für einige mal interessant war, die Autotune-Foltermaschine angeworfen. Der befreundete österreichische Regisseur Paul Poet („Ausländer raus! Schlingensiefs Container“ & „My Talk With Florence“) schrieb dazu heute auf Facebook: „PeterLicht goes Autotune? Ich glaub, ich geh jetzt töten…“ So weit möchte ich jetzt nicht gehen. Es ist aber schon tatsächlich etwas fies. Oder positiv formuliert: die Platte wirkt vielleicht ein wenig zerfahren. Aber wir legen uns jetzt einfach etwas hin – alles wird schon gut! Und wenn wir erwachen, gehen wir auf sein Konzert am Montag. Tickets gibt es hier.
VÖ: 19.10.2018, Tapete Records, http://www.tapeterecords.de/artists/peterlicht
Ohr D’Ouevre: Chipslied/ Candy Käsemann/ Emotionale (Hört die Signale!)
Gesamteindruck: 6,0/10
Tracklist: Chipslied/ Candy Käsemann/ Emotionale (Hört die Signale!)/ Menschen/ Die Nacht/ Kontolied/ Umentscheidungslied/ Liebeslied von unten (Optionslied)/ Letzte Tote des großen Krieges/ Umentscheidungslied (Zwitscher)