Mit FUCK PENETRATION reicht Jens Friebe seinen sechsten Beitrag für den Indie-Künstler-kurz-vor-dem-Durchbruch-Award ein. Sein Debütalbum erschien vor 14 Jahren. Es zeugte von einem geübten Umgang mit Wort und Sprache, war musikalisch uneindeutiger aber ansprechender Indieelektropop und ließ auf weitere Großtaten hoffen. Mit dem neuen Album hat sich daran im Grunde nichts geändert.
Mit der Kapitalismus-Beziehungs-Analogie „Worthless“ und dem petshopboys-würdigen Zweieinhalbminutenstück „Only Because You´re Jealous Doesn´t Mean You´re In Love“ ragen zwei einnehmende Hits hervor, die klarstellen, warum das Popgeschäft seit fast anderthalb Jahrzehnten einen Platz für Jens Friebe eingerichtet hat. Friebe ist ohne Zweifel in der Lage, aufbauend auf einigen sinnigen Textzeilen sehr gute Stücke zu schreiben. When money is afraid of being worthless it becomes a house or a piece of art/ when you are afraid of being worthless, you tear out my heart ist so ein Beispiel.
Leider hält FUCK PENETRATION das Niveau nicht über die volle Distanz aufrecht. Einige Stellen wirken ein wenig lieblos oder unfertig auf die Platte gestellt. Das Versmaß war freilich noch nie uneingeschränkt auf Friebes Seite. Zudem fehlt ein wenig der gemeinsame Rahmen, der die Stücke zusammenhält. Da finden sich das für die Theaterbühne verwendete „Call Me Queer“, das komödiantische „Herr Der Ringe“, ein Stück einer Gastsängerin („Tränen Eines Hundes“), Gesellschaftsutopisches („Charity/Therapie“) und der wortspielende Titelsong „Fuck Penetration“. Das mag facettenreich gemeint sein, wirkt aber richtungslos.
Es bleiben zwei sehr gute Stücke und die Hoffnung, dass Jens Friebe mit dem nächsten Album konsequenter ausloten wird, wohin die Reise für ihn gehen soll. Als Orientierung möge dabei der hintere Teil des Albums dienen, der mit „Körperfresser Oder Das Vergessen“ und „Es Leben Die Drogen“ noch zwei grandesque angelegte Stücke bietet, die Friebes Talent für das schwelgerische und sehnsuchtsvolle Songwriting unterstreichen.
VÖ: 2.November 2018, Staatsakt/Caroline International, http://www.jens-friebe.de
Tracklist: Worthless/ Charity/Therapy/ Fuck Penetration/ Tränen Eines Hundes/ Special People Club/ Call Me Queer/ Herr Der Ringe/ Only Because You’re Jealous Doesn’t Mean You´re In Love/ Körperfresser Oder Das Vergessen/ Es Leben Die Drogen/ Argonaut
Ohr d’Oeuvre: Only Because You´re Jealous Doesn´t Mean You´re In Love/ Worthless/ Es Leben Die Drogen
Gesamteindruck: 6,5/10