Das Reissue-Label und Warner-Tochter Rhino hat heute endlich in angemessener Aufmachung und aufpoliertem Zustand, die ersten vier Soloalben des großen Curtis Mayfield in einer ansprechenden Box (CD oder Vinyl – plus Streaming) wiederveröffentlicht.
Nachdem Mayfield bereits einige Hits mit den IMPRESSIONS verbuchen konnte, verließ er die Soul-Gospel-Formation, um sich fortan seiner Solo-Karriere zu widmen. Das Debüt bewertete John Wendell vom amerikanischen ROLLING STONE völlig falsch. „Fragmentary, garbled and frustrating to listen to“ – man war von der neuen Ausrichtung nicht wirklich begeistert. Zuviel Rhythmic statt Melody. Erst mit der Veröffentlichung der zweiten Solo-Platte „Roots (1971)“ stellte sich der große Erfolg bei den Käufern und Kritikern ein. Das Album gilt als eines der besten von Curtis Mayfield und vielleicht sogar als eine der wichtigsten Platten der 1970er Soul-Ära. Den darauf folgenden berühmten „Super Fly Soundtrack“ von 1972 gibt es bereits in einer aufwendig restaurierten und erweiterten Fassung. Der hätte in dieser Box auch nichts zu suchen.
Die erste LP-Seite von „Back To The World (1973)“ ist dann tatsächlich Mayfield in Höchstform. Auf der Rückseite gibt es dann doch einige Füller und Längen. Mit dem Release von „Sweet Exorcist (1974)“ wurde eher altes Material verbraten. Nur “Kung Fu” and “Sweet Exorcist“ waren neu.
Teilweise gab es die Alben schon um Demos und Single-Edits erweitert. Die nun vorliegende Restauration ist auch ohne diese Bonus-Tracks (nahezu) perfekt. Nur nahezu – da man gegenüber den alten Remastered Versions doch noch einmal ein wenig auf Dynamik, für einen lauteren Mix, verzichtet hat. Das bekannte Problem. Die neuen Versionen sind dennoch den 2014er Versionen deutlich vorzuziehen. Der Vergleich bezieht sich auf die 2014er Version von Curtis (1979) mit der CD-Version der neuen Box. Nie klangen die Hi-Hats so knackig. „Move On Up“ wirkt deutlich schneller durch die nun sehr deutlich wahrnehmbare Rhythmusgitarre.
Jetzt muss Rhino nur noch schnell die Folgealben nachlegen. „There’s No Place Like America Today (1975) – das beste Album von Mayfield mit seinem größten Song „Billy Jack“ – muss unbedingt die gleichen Verbesserungen erfahren.
VÖ:22. Februar 2019, Rhino / Warner https://www.rhino.com/product/keep-on-keeping-on-curtis-mayfield-studio-albums-1970-1974
Gesamteindruck: 9/10
Ohr d’Oeuvre: Move On Up/ Get Down/ Future Shock/ Future Song (Love A Good Woman, Love A Good Man)/ Power To The People
Tracklist: Curtis (1970): (Don’t Worry) If There’s A Hell Below, We’re All Going To Go/ The Other Side Of Town/ The Makings Of You/ We The People Who Are Darker Than Blue/ Move On Up/ Miss Black America/ Wild And Free/ Give It Up
Roots (1971): Get Down/ Keep On Keeping On/ Underground/ We Got To Have Peace/ Beautiful Brother Of Mine/ Now You’re Gone/ Love To Keep You In My Mind
Back To The World (1973): Back To The World/ Future Shock/ Right On For The Darkness/ Future Song (Love A Good Woman, Love A Good Man)/ If I Were Only A Child Again/ Can’t Say Nothin’/ Keep On Trippin’
Sweet Exorcist (1974): Ain’t Got Time/ Sweet Exorcist/ To Be Invisible/ Power To The People/ Kung Fu/ Suffer/ Make Me Believe In You