Wenn Bands nach Jahren der Bühnen-Abstinenz zu Reunion-Touren aufbrechen – ohne neues Material – ist in der Regel Vorsicht geboten. Auch bei der norwegischen Rockband MADRUGADA gab es im Vorfeld einige Zweifel an der Notwendigkeit und vermeintlichen Qualität der angekündigten Tournee.
Das Konzert in der neuen Kölner Konzert-Location Carlswerk Victoria ist seit Wochen ausverkauft. Es ist erst das sechste(!) seit der letzten Show von MADRUGADA am 15. November 2008 im Oslo Spektrum. In der 10.000er Halle haben sie die aktuelle Wiedervereinigungs-Tournee am 01. Februar ebenfalls wieder begonnen. In der Zwischenzeit war Bandleader Sivert Høyem auch nicht untätig. Ein Top 3 und fünf Nummer 1 Alben kann der charismatische Musiker in Norwegen als Solokünstler verbuchen. Und man merkt es ihm beim Konzert in Köln auch an: hier geht es nicht ums Abkassieren. Sivert Høyem will es nochmal wissen.
Die ersten 13 von 20 Songs, die MADRUGADA im ersten, regulären Teil ihrer über zwei Stunden langen Show heute spielen werden, stammen von ihrer Debütplatte „Industrial Silence“. Zu “Norwegian Hammerworks Corp.” wirft sich der attraktive Frontmann ein silbernes Pailletten-Sakko über und wird durch entsprechende Anstrahlung zur menschlichen Discokugel. Kein besonders aufwendiger Spezialeffekt – aber mit großer Wirkung und Unterhaltungswert. Genau wie der Einfall bei einem Track das Hallenlicht abzudunkeln und mit einer überdimensionierten Taschenlampe in den Saal zu leuchten. Das bereitet dem begeisterten Publikum sichtbar große Freude.
Insgesamt spielt die Band nach dem ersten Teil der Show noch sieben weitere Stücke aus ihren anderen Alben. Beim vorletzten Song „The Kids Are On High Street” liegt sich dann gefühlt der ganze Saal in den Armen. Die Euphorie der Zuhörerschaft nach den letzten Tönen von “Valley of Deception“ sorgt anscheinend auch beim coolen Høyem für Ergriffenheit.
Wenn sie jetzt noch ein paar neue Songs schreiben würden – kaum vorstellbar was diese Band noch alles erreichen könnte.