Mit ihrem Debütalbum ZERFALL liefern Kind Kaputt ein Konzeptwerk in zwölf Kapiteln. Das Thema: eine Momentaufnahme der sogenannten Generation Y, der Versuch, den Übergang ins Erwachsenenalter musikalisch wie lyrisch nachzuzeichnen.
Der Protagonist des Albums ist zwischen 18 und 28 Jahre alt und durchlebt stellvertretend für die einzelnen Bandmitglieder Konflikte, die wohl den meisten Angehörigen dieser Altersgruppe bekannt vorkommen dürften. Ob es nun das lähmende Überangebot an Möglichkeiten ist, das Versprechen auf (oder doch die Verpflichtung zu) Erfolg und Glück, oder die Wut gegenüber den Älteren, weil sie uns einen riesigen Scherbenhaufen in Form einer kaputten Welt zurücklassen.
Die lyrische Brillanz der Songs packen Kind Kaputt in ein schweres Post-Hardcore Gewand. Die Gitarren klingen geradezu hymnisch, das Schlagzeug prescht mal nach vorn und stampft und donnert dabei wie eine ganze Pferdeherde vor sich hin, mal nimmt es sich zurück und lässt nur ein leises Trommeln auf der Rim hören. Dazu der zwischen Sprechen und Schreien oszillierende Gesang von Johannes Prautzsch. Seine Stimme funktioniert selbst als Instrument und trägt die bildhaften Texte direkt unter die Haut.
Mit ZERFALL sichern Kind Kaputt sich endgültig ihren Platz neben Bands wie Heisskalt, Fjørt oder Van Holzen in der wachsenden deutschen Post-Hardcore Szene und erweitern diese gleichzeitig um ihre eigene Dimension. Man darf gespannt sein, was von dieser Band in Zukunft noch auf uns zukommen wird.
VÖ: 22.03.2019, Uncle M/ Cargo Records, https://www.kindkaputt.de
Tracklist: Aufgelöst/Vorwort / Besteck/ Morgen, Morgen/ Schwertschlucken/ Geisel/ Unterholz/ Vermeiden/ Abschied/ Schuld/ Der Graue Mann/ Eingeständnis/ Akzeptieren/Nachwort
Ohr d’Oeuvre: Besteck/ Geisel/ Abschied
Gesamteindruck 9/10