Heute veröffentlichten anorak. mit „The Sun“ die erste Single aus ihrem, am 27. September 2019 erscheinendem zweitem Album SLEEP WELL. Den Song konnte man schon bei ihrem Unplugged Gig zum Record Store Day vor dem Kölner Underdog hören. Heute gibt es The Sun dann im Doppelpack mit dem von Julian Pache, seines Zeichens Gitarrist der Band, produzierten Videos. Wir haben uns mit Julian getroffen und ihm ein paar Fragen zu Single, Video, Album und Band gestellt.
JMC: Mit eurer ersten Auskopplung The Sun haut ihr gleich zu Beginn einen sehr anorak. untypischen Song raus. Steht der Song stellvertretend für das ganze Album oder sticht er schon eher raus?
Irgendwie beides, aber es ist schon der extremste Song im Bezug auf unseren Sound und unsere Entwicklung. Wir waren auch selber erstmal sehr überrascht, wie eingängig der Song ist und das wir ihn aber auch alle sehr cool finden.
JMC: Neben The Sun konnten wir bei eurem Auftritt im Artheater drei, vier weitere Songs hören und schon da fiel uns auf, dass ihr euch vom “Geschrei” weg zu mehr Gesang bewegt. Ist es im Bezug auf das Album durchgehend so, dass der Gesang mehr im Vordergrund steht und wenn ja, warum?
Ja, auf jeden Fall. Mit der letzten EP sind wir ja schon ein bisschen mehr in die Richtung gegangen und mit Julians Einstieg in die Band und Philipps Gesangsunterricht ergab sich das einfach. Da hatte man auf einmal einfach mehr Möglichkeiten und da war dann irgendwann der Punkt an dem wir der Meinung waren: „Ja du kannst da halt zu schreien, aber das ist am Ende schon ziemlich eindimensional.“
JMC: Mal zum Video. Wir, aus der MTV und VIVA Generation freuen uns natürlich darüber, dass ihr sowas noch macht. Aber macht ein Video, bei allem was man so auf den diversen Kanälen an Material beziehen kann heutzutage noch Sinn?
Wir kommen ja auch noch aus dieser Generation und irgendwie sehen wir das immer als Ganzes, sprich eher konzeptionell.
JMC: Mit dem Video kann man unheimlich viel assoziieren. Unser erster Gedanke waren da irgendwie die Musikvideos der Smashing Pumpkins zu deren 90’er Jahren Zeiten.
Jo, genau das war auch der Einfluss. Das war auch bei mir Kopf, weil ich eben diese Idee so schön finde. In dieser Zeit wurden halt viele richtig gute Musikvideos und Filme gedreht, bevor sich in den 2000’ern die Filmsprache doch ziemlich verändert hat und sich einfach seitdem vieles nur wiederholt.
JMC: War es bei dem Video denn tatsächlich eure Absicht Reminiszenzen zu bestimmten Musikvideos oder Filmklassikern wie EINER FLOG ÜBER DAS KUCKUKSNEST zu schaffen?
Ich hab erst gedacht Fuck, jetzt ist das voll Green Day mäßig, aber im Grunde ist das ja egal, denn es repräsentiert ja nur eine Idee von etwas, bei der die Interpretationsebene beim Zuschauer liegt.
JMC: Das Acapella Break im Video, von dem wir sofort große Fans waren, ist auf der Plattenversion nicht drauf. Habt ihr schon ne idee, wie ihr das live umsetzt?
Ich weiss nicht. Ward ihr beim Record Store Day da? Vielleicht wäre es cool das Ganze dann wirklich a cappella zu machen, oder das Phil das dann ganz alleine mit der Ukulele spielt.
JMC: Wie lange habt ihr schlussendlich für das Video gebraucht?
Reine Vorbereitungs- und Drehzeit waren ca. 3 Tage, ohne die 2 Wochen Vorproduktion. Da wir das aber analog gedreht haben, hat sich das dann etwas hingezogen. Nach dem Dreh an Pfingsten haben wir das direkt nach Amsterdam gebracht zum Schnitt, dafür hatten wir nur 2 Wochen Zeit. Die ganze Digitalisierung hat dann am Ende aber doch auch noch mal ordentlich Zeit gekostet, was am schlussendlich dann zu einer Nachtschicht bis 6:00 Uhr morgens geführt hat.
JMC: Das ist ja schon alles viel Aufwand. Warum betreibt ihr als Band diesen riesigen Aufwand?
Die Idee dahinter ist eigentlich die, dass wir als Band gar nicht den Anspruch haben uns in irgendeiner Form zu verkaufen, sondern das wir einfach zeigen wollen wer wir sind, was wir tun, dass wir die Dinge gemeinsam machen, dass es nicht nur die Musik ist und das wir nicht zur zwei Gitarristen, Bassist, Schlagzeuger und Sänger sind, sondern dass irgendwie alles abhängig voneinander ist und wir uns bei allem gegenseitig besprechen und austauschen was wir machen wollen.
JMC: Also ein extrem demokratisches Vorgehen innerhalb der Band?
Genau. Es geht halt am Ende des Tages um Authentizität und nicht darum seinen Instagram Kanal mit Werbung voll zu spamen. Im Idealfall zeigt man wer man ist und was man tut. Es geht uns da auch ich nicht darum zig Follower zu kriegen.
JMC: Wir finden den Ansatz natürlich sehr gut, wenn eine Band mehr als ein Produkt sein möchte und sich auch gar nicht ausschliesslich als solches bewirbt, gerade in Zeiten, wo Followerzahlen den eigentlichen kulturellen Auftrag eher in den Hintergrund zu rücken scheinen. Wo seht ihr euch da?
Wir kommen ja aus so einer Nirvana Richtung. Wir sind mit uns beschäftigt, mit der Gesellschaft und tragen das irgendwie nach aussen, dass sehen wir als unseren kulturellen Auftrag und nicht uns auf Teufel komm raus zu vermarkten.
JMC: Julian, vielen Dank für das Gespräch und wir sind sehr gespannt auf euer zweites Album SLEEP WELL und die Release Tour im September.
Im Herbst und Winter geht’s dann auf Tour:
27.09.19 – Köln – Limes
28.09.19 – Aachen – AZ
03.10.19 – Leipzig – Atari
11.10.19 – Marl – Hagenbusch
12.10.19 – Münster – Sputnik Café
17.10.19 – Würzburg – Cairo
18.10.19 – Berlin
01.11.19 – Frankfurt – Excess
08.11.19 – Gießen – AK44
09.11.19 – Mannheim
Photo: Carla