Die Mark und Bein erschütternde „Wall Of Sound“ des Supporting-Acts GEORGIA, weckt beim Betreten des Carlswerk Victoria die schlimmsten Befürchtungen. Spielt doch die Hauptattraktion in der der Regel immer noch etwas lauter als der Anheizer. Wie soll das denn bitte ohne Hörschäden funktionieren?
Erstmal besser nicht drüber nachdenken und lieber mal beim Merchandise vorbeischauen. € 10,- für einen geschmackvollen Tote Bag – das ist ja für eine Band aus dem Ausland ja fast geschenkt.
Schön, das METRONOMY nach dem eher etwas mauen Album „Summer 08“, mit ihrer neuen Platte „Metronomy Forever“ wieder (fast) zu alter Stärke zurückgefunden haben. Und noch schöner dass die Bude heute bumsvoll geworden ist.
Punkt 21:00 Uhr betritt die Band, inzwischen schon fast traditionell ganz in weiß gekleidet, zu den Hochzeitsglocken von „Wedding“ die Bühne, um mit „Lately“ den Abend zu eröffnen. Dass man im Anschluss direkt „The Bay“, einen der größten Hits des Repertoires, platziert, zeugt von einem großem Selbstbewußtsein und noch größerem Gespür für eine (vermeintlich) ausgetüftelte Dramaturgie. Kein Song hat wahrscheinlich jemals aufrichtiger, von einer dieser zwangsweise auseinandergehenden, internationalen Großstadt-Liebesbeziehungen erzählt, die angesichts großer Zukunftspläne und unbefriedbaren Sehnsüchten einfach nur scheitern müssen. Danach folgt konsequenterweise die Fortsetzung „Whitsand Bay“. Diese (Liebes-)Geschichte ist für Joseph Mount anscheinend noch nicht beendet.
Neben der tatsächlich etwas, äh, sagen wir mal anstregenden Lautstärke, befremdet Bassist Gbenga Adelekan, um das Publikum anzufeuern, mit Manierismen aus der Rockkonzert-Mottenkiste, wie über dem Kopf klatschen. Das wirkt angesichts des dargebotenen Materials, wenn nicht relativ unangebracht, dann doch zumindest ziemlich hilflos. Überhaupt wird man das Gefühl nicht los, dass METRONOMY nicht wirklich wissen, was sie mit der Konzertsituation erreichen oder aussagen wollen. Außer der, den nahezu den Studioversionen identischen, Aufführung der Songs, scheint es nach der Bay-Story leider kein wirkliches Show-Konzept zu geben. Das sah beim Konzert der „Love Letters“ Tour und der Fokussierung auf eben diese Songs, vor ein paar Jahren in der kleineren Live Music Hall, noch anders aus. Insgesamt wirken METRONOMY aber immer noch, als würden sie eine Clubshow in einer Location wie dem Gloria-Theater spielen. Damit steht die britische Yachtrock-Band im großen Carlswerk Victoria jedoch auf einem ziemlich verlorenen Posten. Auch der visuelle Teil – das Lichtkonzept des Auftritts – ist ziemlich bescheiden. Und polarisieren die Instrumental- und Zwischenspielereien, wie „Boy Racers“ und „Lying Low“ schon auf den Platten, nehmen sie in der Livevariante eigentlich nur Spannung aus dem Konzert und sind letztendlich nur überflüssiges Füllmaterial. Bei einer Spielzeit von insgesamt circa 70 Minuten ist das schon etwas traurig, angesichts der Menge verfügbarer Alternativen. Aber Joseph Mount scheint viel zu gerne an diesen Tracks herumzuschrauben oder große Pop-Platten für andere (wie Robyn) zu schreiben, als für eine Disziplinierung oder Professionalisierung der eigenen Liveshow zu sorgen.
Mit „I’m Aquarious“ nimmt das Konzert aber endlich wieder Fahrt auf. Doch nach „Insecurity“ kommt mit „The End Of You Too“ – quasi einer retardierten Adaption des HOT BUTTER One Hit Wonders „Popcorn“ – doch tatsächlich schon wieder so eine dämliche Instrumentalnummer. Wirklich Spaß machen dann auch „The Look“ und „Love Letters“ nicht mehr. „Salted Caramel Ice Cream als Zugabe zu platzieren, ist ebenfalls eine mehr als fragwürdige Entscheidung. Aber den meisten Zuschauern scheint es dennoch ziemlich gut zu gefallen. Ein großer Konzertabend sieht aber ganz sicher etwas anders aus.
Und für alle nochmal zum Nachhören: