Zum Glück tippt die Autorin dieses Textes diese Zeilen in die Tastatur. Denn reden fällt noch immer schwer. Auch jetzt, Stunden nach dem Konzert, hängt die Kinnlade immer noch weit unten. Was Reignwolf da am Freitag im ausverkauften Artheater abgeliefert haben, war einfach unfassbar.
Schon kurz nach Einlass ist das Artheater gut gefüllt. Das ist nicht weiter wunderlich, denn die Location kann heute „Ausverkauft“ vermelden. Zu Recht, wie sich kurz darauf herausstellen wird. Schon vor Konzertbeginn merkt man eine gewisse Spannung im Publikum. Es liegt etwas in der Luft. Was genau, vermag man nicht so recht zu sagen. Doch als Reignwolf die Bühne betreten und die ersten Töne erklingen, bricht alles raus. Der Raum explodiert förmlich. Was hier auf und vor der Bühne passiert ist schwer in Worte zu fassen. Das ist pure, rohe Energie. Rotzig und wahnsinnig cool. So muss Musik sein.
Wenn man den Blick schweifen lässt, schaut man ausschließlich in glückliche Gesichter. Jeder hier genießt das Konzert. Und auch Frontmann Jordan Cook hat sichtlich seinen Spaß. Immer wieder interagiert er mit dem Publikum. Woraus sich mitunter witzige Situationen ergeben. So erhält er beispielsweise einen Antrag von einem jungen Herrn im Publikum, den er schließlich sogar annimmt.
Alles wirkt echt und in keinsterweise einstudiert. Hier und da wird improvisiert. Beispielsweise klettert Jordan Cook auf einen winzigen Vorsprung um von dort oben aus seine Gitarre zu quälen. Für einen weiteren Song leiht er sich eine fremde Gitarre aus dem Publikum aus. Das Trio ist ein unglaublich eingespieltes Team und man merkt ihnen die jahrelange Bühnenerfahrung an. Hier sind echte Profis am Werk. Fassungslos sieht man zu, wie Cook gleichzeitig (!) Schlagzeug und Gitarre spielt. „Wie macht er das bloß?“
Für den letzten Teil des Konzerts wird kurzerhand das Drumkit abgebaut und die gesamte Band begibt sich ins Publikum. Spätestens jetzt steht niemand mehr im Raum still. Begleitet von einer wilden Menge holen Reignwolf noch einmal alle Kraftreserven aus sich raus und geben alles. Mit „Over and Over“ beendet die Band das Konzert und lässt das Publikum sprachlos und überwältigt zurück. Das muss jetzt erst einmal verarbeitet werden…