Karl aus Krefeld spielen fluffigen Indiepop mit leicht melancholisch-ironischer Note. Die Debüt-EP „Alles Karl“ haben wir dann mal direkt ins Herz geschlossen.
Letzte Woche war der Ärger gross, dass man die Screenshots aus Krefeld in Köln verpasst hatte. Bestimmt eine der Indie-Slacker Platten der letzten Jahre. Warum einen Satz über eine andere Band in einer Plattenkritik? Vermutlich nur um einen Einstieg zu haben. Und gut, ein paar Parallen gibt es zu Karl. Beide Bands singen deutsch, kommen aus Krefeld und ja irgendwie sind beide auch Anhänger eines entspannten Blickes auf das Leben, verbunden mit einer gewissen Underdog-Haltung. Wobei diese bei Karl eher schon der gesammelten Lebenserfahrung und der damit zusammenhängenden Reflektion zu entspringen scheint. Dabei hat sich das Quartett aus der Samt und Seidenstadt die eher optimistische Sicht auf das Leben bewahrt, dass das Glas eher halbvoll denn halbleer ist, trotz enttäuschter Liebe und Flaute auf dem Konto. Sozusagen, ein Slackertum was geschliffen und veredelt wurde durch die Erfahrungen der Erwachsenenjahre. Zugleich fiel die Erkenntnis bei dem Ganzen ab, dass man das durchziehen muss, was man am besten kann und am liebsten macht, nämlich Musik und das gegen den Widerstand des Erwachsenenseins bzw. des optimierten Lebens:
„Singst Du immer noch Deine traurigen Lieder oder war das nur so eine Phase….?“
Dass das beim Zuhören Spass macht, liegt an der warmen Produktion und dem fluffigen Indiesound, dem die Krefelder fröhnen und der stoischen Stimme von Sänger Herr Paul. Zudem wird der Sound veredelt und bekommt noch mehr Wärme durch die Orgelsounds. Insgeamt eine wirklich gelungende Indiepop-EP. Ab Herbst im Einzugsgebiet unterwegs.
VÖ: 8. November 2019, https://karl.bandcamp.com/releases
Ohr d’Oeuvre: Vergiss mein nicht/ So einfach
Gesamteindruck: 7 / 10
Tracklist: Vergiss mein nicht/ Ego/Trau schau wem/ So einfach/ Die Zeit/ Gib jedem Tag eine Chance
Live:
06.12. Krefeld, Kulturrampe
14.12. Krefeld, Boxring