Nachdem der Obervampir Ezra Koenig im Jahr 2016 seinen musikalischen Mitstreiter und zweiten Songwriter Rostam Batmanglij schweren Herzens vor Bord gehen lassen musste, entstand das neue Album „Father Of The Bride“, mit tatkräftiger Unterstützung von Danielle Haim und Steve Lacy von THE INTERNET. Die beiden sind leider nicht Teil der Tourbesetzung, um Sänger und Gitarrist Ezra Koenig, Bassist Chris Baio und Chris Tomson am Schlagzeug.
Die Erweiterung der Liveband, durch die beiden (in Los Angeles ansässigen) Musiker Greta Morgan (Keyboard, Gitarre, Percussion und Background-Gesang) und Brian Robert Jones (Gitarre), lässt die Abwesenheit des neuen Studio-Personals aber mehr als verkraften.
Der größte Coup ist Koenig ganz sicher mit der Verpflichtung, des kalifornischen Studiomusikers und Bassgitarristen Brian Robert Jones gelungen. Die Skills dieses musikalischen Tausendsassas, sind geradezu atemberaubend. Zu Beginn des Konzertes, reibt man sich erstmal verwundert die Augen. Durch die Anwesenheit und das filigrane Gitarrenspiel von Jones, der in der Vergangenheit bereits unter anderem mit Gwen Stefani zusammengearbeitet hat, wähnt man sich – beim Eröffnungstrack „Sunflower“ – kurz eher in einem Konzert von Joe Satriani, als in einer Show der New Yorker Indiepop-Bastion.
Womit aber nicht die Bedeutung von Greta Morgan geschmälert werden soll. Nur findet ihr Einsatz eher im Hintergrund statt. Insbesondere ist ihr Harmoniegesang, eine große Bereicherung, für die Liveperformance der neuen VAMPIRE WEEKEND; die in der Vergangenheit nicht immer überzeugen konnte.
Nach den eher ruhigen Songs „Unbearably White“ und „Step“, beginnt mit „Horchata“ von „Contra“, der zweite (längere) Teil der einzigen Deutschland-Show in 2019.
Inzwischen klingt auch das Schlagzeug akzeptabel. Bei den ersten Songs musste man sich, aufgrund der extrem aufgedrehten Höhen, bei jedem Schlag auf die Hi-Hats, ernsthaft Sorgen vor einem Hörschaden machen.
Die neuen Songs, wie „Rich Man“ oder „Big Blue“, mögen im ersten Eindruck vielleicht etwas auf die Stimmung drücken. Die Dramaturgie der Show ergänzen sie perfekt. Wer kann auch im Vorfeld ahnen, dass die Band hier heute ein zwei Stunden Konzert abliefert.
Und es gibt nicht nur die meisten Hits der Band („Oxford Comma“ wird übrigens nicht gespielt), sondern auch Fremdmaterial, wie „NEW DORP. NEW YORK“ – eine Kollaboration Koenigs mit dem Londoner Musiker Aaron Jerome aka SBTRKT – oder Abseitiges – wie das lustige Cover „Mountain Brews“ – von der gleichnamigen Band des befreundeten Jake Longstreths.
Etwas traurig ist, dass im Jahr 2019, der DOORS Klassiker „Peace Frog“ (den die Band im Zugabenteil anspielt und schließlich abbricht – aufgrund der anscheinenden Unkenntnis, bei großen Teilen des europäischen Mittelschicht-Publikums) überhaupt nicht zündet. Ein Déjà-Vu Erlebnis: als der kanadische Pianist und Sänger Bruce Hornsby vor einigen Tagen, im ausverkauften Theater im Tanzbrunnen, das letzte Stück aus Keith Jarretts „The Köln Concert“ spielt – die meistverkaufte Jazz-Soloplatte aller Zeiten – auf seine Frage nach der Kenntnis des Stückes, circa vier Handmeldungen erhält. Das stützt die These der Spotify-Kritiker, die eben nicht, die neue Vielfalt durch Verfügbarkeit, in den Vordergrund heben, sondern die gnadenlose Macht des Algorithmus und die damit eingehende Einheitsbreiisierung, des Musikgeschmacks der Streamingdienst-Nutzer bemängeln.
Fotos: Alexander Roll