Da fängt das neue Jahrzehnt ja mal vielversprechend an! Gute zwei Jahre nach ihrem Überalbum THOUGHTS veröffentlichen unsere Lieblings-Emopunker For them All ihr neues Album SOMETIMES I DON’T FEEL LIKE MYSELF auf Midsummer.
Nach turbulenten Jahren für die Band mit Auftritten im Vorprogramm von u.a. Samiam und einer örtlichen Zersplitterung, die von Koblenz bis Berlin reicht, nahm sich das Trio 2019 Zeit für das neue Album. Dies startet nach der Vorabsingle und dem Emopunk-Kracher „My Fault“ mit ungewöhnlich straightem Rock á la Jimmy eat World oder dem Alkaline Trio. Letzteres vor allem durch den leicht wavigen Einschlag, der durch die chorusgetränkten Gitarren und vor allem die Stimme von Sänger Dominik Schmitt entsteht. Doch die Band zeigt wie Rock auch heute noch beeindrucken kann, nämlich durch Wucht und Melodie. Dies ist insbesondere in „Lucy I’m lost“ und im späteren Verlauf der Platte auf „Body“ der Fall. Hymnenhafte Refrains versetzen den Hörer im Zusammenspiel mit einer gnadenlosen Gitarrenwand in glückselige Trance. Spätestens mit „Room 33“, welches ein wenig an Samiam zu YOU’RE FREAKING ME OUT – Zeiten erinnert, schwenkt die Band dann zurück in die vertraute und direkt ins Herz gehende Emocore – Schiene. Die Stimme erinnert in ihrer Melancholie und Heiserkeit an Jason Beebout.
Die Melancholie wird dann doch in erster Linie durch die Texte getragen, die von Verlorenheit, Selbstzweifeln, Fehlern und der dabei verloren gegangenen Liebe handeln. Passenderweise lautet die erste Zeile des Albums: „Have you heard that love is dead?“. Ein Satz, der sich wie ein roter Faden durch die Platte und schon durch die gesamte Bandgeschichte zieht und der erst durch das großartige „Petrichor“ durchbrochen wird, welches die einfache und doch immer wieder tröstende Formel beschwört: „There is light in the Dark“. Insgesamt ein toller Einstand ins neue Jahr, welches hoffentlich nur helle Tage für die Band bereit hält. Auch wenn man im Gegensatz zu THOUGHTS vielleicht einen Hördurchlauf mehr braucht, um die Platte in Gänze ins Herz zu schließen, ist SOMETIMES I DON’T FEEL LIKE MYSELF eine tolle Platte. Sie sei allen, deren Herz für Emo mit melodischem Einschlag schlägt, mehr als ans Herz gelegt.
VÖ: 03. Januar 2020, Midsummer Records, https://www.for-them-all.com/
Gesamteindruck: 9 / 10
Ohr d’Oeuvre: My fault/ Petrichor/ Sorry
Tracklist: My Fault/ Nothing at all/Lucy I’m lost/ Room 33/ Save me/ Sorry/ Trouble Breathing/ Body/ The Light/ Petrichor/ Not the One