OK COMPUTER, KID A, HAIL TO THE THIEF, IN RAINBOWS und mit Abstrichen auch AMNESIAC sind aus meiner Sicht die Alben, die meist genannt werden, wenn nach den relevanten Alben der britischen Band Radiohead gefragt wird. THE BENDS gelangt bei den Nennungen oft ins Hintertreffen und dem Album wird kaum die Wertschätzung zu Teil, die es verdient. Ob es daran liegt, dass in den 90ern die MTV-Generation zu sehr auf „Creep“ von PABLO HONEY geeicht war und damit dem Nachfolger zu wenig Aufmerksamkeit schenkte, lässt sich heute nicht mehr auflösen.
Verwunderlich ist es dennoch, da mit THE BENDS das Fundament für weitere musikalische Entwicklungen gelegt wurde. Berechtigterweise kann die Frage gestellt werden, warum dem so ist. Zum Ersten finden sich in den Songs Elemente in den Arrangements der Instrumente, den Songstrukturen, wie auch den – wenn auch zaghaften – elektrischen Einflüssen wieder, auf die OK COMPUTER sich im Nachgang bezieht. Zum Zweiten enthält das THE BENDS Songs im klassischen Sinne, was kein unwichtiger Aspekt ist. Auf dem Album kann jeder Song für sich noch als Song betrachtet werden und entkoppelt von den anderen gehört werden. Es ist konzeptionell noch als Album einer Oxforder Independent-Band angelegt. Auf den nachfolgenden Alben ist das nicht mehr so eindeutig zu erkennen. Schon bei OK COMPUTER verfolgt die Band einen anderen Ansatz und stellt, von wenigen Ausnahmen wie z.B. „Paranoid Android“, das Album als Ganzes in den Vordergrund. Zum Dritten werden die Stärken der Songs von THE BENDS bei den Liveauftritten der Band offensichtlich. Mir ist bis heute das Konzert in der Bonner Biskuithalle von der OK COMPUTER Tour in bleibender Erinnerung geblieben. Während die Songs von diesem Album zur Tour zwar hervorragend arrangiert und atmosphärisch und soundtechnisch perfekt auf die Halle abgestimmt waren, wirkten bei dem Auftritt „The Bends“, „Just“, „Bones“ wie auch „Street spirit“ definitiv dynamischer, agiler und lebendiger. Um es platt zu sagen – die Songs von THE BENDS gingen steil nach vorne und die Band total ab……
Radiohead gehören bis heute zu meinen absoluten Lieblingsbands und so ziemlich alles, was sie gemeinsam, wie auch Thom Yorke alleine veröffentlicht haben, finde ich gut. Die Basis für diese Entwicklung und den eingeschlagenen Weg war aus meiner Sicht THE BENDS. Das Zusammenspiel von Thom Yorke, Jonny Grennwood und Ed O’Brien auf dem Album wird durch das perfekt aufeinander abstimmte Bass- und Schlagzeugspiel von Phil Sellway und Jonnys Bruder Colin getragen. Die Rhythmusfraktion lässt den anderen Musikern dabei Raum für Klangexperimente, komplexe melodische Strukturen aber auch für die verzerrten Indiegitarren. Das eben macht für mich das Album aus. Neben den zuvor erwähnten Songs aus dem Album, die absolut hörenswert sind, bleiben sowohl „High an Dry“ als auch „Fake plastic trees“ und ganz besonders der Opener „Planet Telex“ im Ohr und schlagen erste Brücken zu Stücken der nachfolgenden Alben.