Schottland, das Sehnsuchtsland aller verregneten Seelen und aufrechten Melancholiker, bringt mit Pilotcans‘ neuer Platte NO MORE SHAN, wieder ein reifes, aber durchaus genießbares Stück Indierock hervor.
Ihr ganzes Bandleben lang wird die schottische Band Pilotcan von Luxusproblemen begleitet. Die Geschichte der Band begann mit einem Gigangebot an die Kumpels Joe Herbert und Keiron Meliotte Mitte der 2000er, obwohl beide nur über rudimentäre Instrumentenkenntnisse verfügten. Dazu gesellte sich nach einer kurzen Suche ein Drummer, der nicht trommeln kann. Trotzdem wurde der Gig gespielt und eine Band war geboren, die für ihre ersten Singles und das Debüt SOCIALLY INEPT DISCO in den den einschlägigen Kreisen gelobt wurde und u.a. eine John Peel Session einspielen durfte.
Old Story – viel Liebe heißt leider noch nicht automatisch kommerzieller Erfolg und so wurde nach den aufwendigen Aufnahmesession für die John Peel Platte eine erste Pause eingelegt. Es folgten Besetzungswechsel, Pausen und 2018 die Rückkehr mit dem Album BATS FLY OUT FROM UNDER THE BRIDGE. Diesmal folgte keine lange Pause, sondern die neue Platte NO MORE SHAN. Eine reifes Stück Indie Rock zwischen Shins und Flaming Lips, unterbrochen mit einigen schmutzigen Rockausbrüchen. Zusammengehalten wird dies durch die Geschichten von Trinkern, Selbstzweifeln und der melancholischen Stimme von Sänger Keiron Meliotte. Der Opener „McKinney is Dry“ ist so eine Story über verlorene Menschen, die mit ihrem traurigen Klavierthema an die dunkle Melancholie von Bands wie The Twilight Singers erinnert. Das folgende, wunderbare Post-Rockstück „With Tongues“, das zwischen rotzigen, einfachen und eingängigen Gitarrenthemen und ausufernden Soundausbrüchen pendelt und fast stellvertretend den Reiz der gesamten Platte zusammen. Denn zwischen diesen beiden Polen pendelt das gesamte Album. Herauszuheben sind Songs wie „Lonly Jalapeno“ oder das eingängige „Fire from the Mountain“.
Auf Dauer wird die Platte etwas zu süßlich, vielleicht etwas zu erwachsen, zu reif. Da ist man über die Post-Rock Ausbrüche dankbar. Schöne Platte einer unterschätzten Band, die sich damit hoffentlich ihre Luxusprobleme entledigen kann.
VÖ: 13.04.2020, Revol Records, https://www.facebook.com/Pilotcan-116201188433672/
Gesamteindruck: 7/10
Ohr d’Oeuvre: With Tongues/ Cuts of the Summertime/ Lonely Jalapeno
Tracklist: McKinney is dry/ With Tongues/Romanticise the City/ (The) EZ Reach/ Lonely Jalapeno/ C.H.U.D. Song/ (The King) is Dead/ Fire from the Mountain/ Weeds/ Cuts of the Summertime/ Cause won’t Bend/ A Farewoll to Rockets