Die legendäre Schallplattenfirma Hansa Records (BONEY M, MODERN TALKING) hatte ein Unterlabel namens „Der andere Song“, auf dem die Firma sehr erfolgreich ihren humoristischen Content veröffentlichte. Schlager mit lustigen Texten waren in Deutschland sehr beliebt. Es gibt auf dem Label einige ungehobene Schätze zu entdecken, wie Frank Zanders viertes Album „Donnerwetter“ – das mit einer sehr aufwendigen Produktion und grenzdebilen Kalauern fasziniert. Eigentlich hätten die Staatsakt-Leute spätestens zum Dagobert Signing im letzten Jahr, ebenfalls ein ähnliches Unterlabel gründen müssen. Dagobert hat jedoch für sein Staatsakt-Debüt, erstmals eine ziemlich humorreduzierte Platte aufgenommen (und das Label inzwischen wieder verlassen und sein eigenes gegründet).
Mit der Verpflichtung des Satire-Popstars Friedemann Weise, macht die Gründung eines Unterlabels jedoch weiterhin Sinn. Der durch Social-Media und die „Heute Show“ einem Millionenpublikum bekannte Wahl-Ehrenfelder, veröffentlicht am 31. Juli ebenfalls seine vierte Langspielplatte „Das Weise Album“ auf dem Berliner Label. Nach einigen (wahrscheinlich gewollten) Experimenten mit Karnevalsmusik und schmerzhaften Ohrwührmern („In der Kantine gibt es heute Currywurst!) – wie seine Labelmates vom JEANS TEAM, die sich in dem Genre zu (garantiert ungewollten) heimlichen Hitlieferanten („Bomberjäckchen“ und große Teile von „Alkomerz“) entwickelt haben – vermeidet Weise auf der neuen Platte allzu saublöde Beiträge. Das meiste bleibt maximal mittelblöd.
Auf seiner 2010er Veröffentlichung zitierte Weise im Track „Hemd“ das Gitarrenmotiv von ACDCs „Thunderstruck“. Jetzt geht er noch einen Schritt weiter. Für die Vorab-Single „Liebeskummer im Sommer“ engagierte Weise den amerikanischen Gitarristen Slash („I don’t see anything“). Das dazugehörige Video wurde (mit den neuen finanziellen Möglichkeiten des Staatsakt Labels) von Industrial Light & Magic produziert.
Und die 8 Punkte gibt es nicht nur, weil mir Weise beim Anhören seiner neuen Platte, während des Joggens über den Weg lief (und ich ihm zugerufen habe, dass ich gerade seine neue Platte hören würde), sondern weil sie wirklich sehr, sehr gut geworden ist. Fans von FRITZ MÜLLER ROCK und Harry Horror können bedenkenlos zugreifen.
VÖ: 31.07.2020, Staatsakt, https://www.facebook.com/friedemannweise/
Gesamteindruck: 8/10
Ohr d’Oeuvre: Liebeskummer im Sommer/ Digital Detox in der Eifel
Tracklist: Personal Coach/ Die Kunst/ Badekappe/ Schüchterner Mike/ Samenstau auf der Pimmelparade/ Ich wär so gerne eine Frau/ Kaffeemann/ Twitter Song/ Liebeskummer im Sommer/ Wenn 68er 68 werden/ Digital Detox in der Eifel/ Warum laufen hier alle nackt rum/ Bonustrack