Stürmiger kann es draußen kaum sein: Orkantief Xynthia gibt ihr Bestes, biegt Bäume und fegt nass-kalt durch die Straßen und auch im Kölner Gloria bleibt es weder still noch trocken, denn bereits die Vorband THE JOY FORMIDABLE kreiert ein wahrhaftiges Soundgewitter und den Abschluss findet der Abend in einer Wasserfontäne auf der Bühne.
Die lange Schlange vor dem Gloria Theater ist dankbar, dass es ausnahmsweise so schnell voran geht, denn bei diesem ausgesprochen fiesen Wetter will wirklich niemand lange draußen warten. Das muss man dann drinnen aber umso länger, denn erst um kurz nach 21 Uhr geht es los. Die erste Reaktion einer Zuschauerin auf das Betreten der Bühne der englischen Band THE JOY FORMIDABLE ist „Oh Gott, die sieht ja aus wie Lady Gaga“. Das soll aber wirklich die einzige Parallele bleiben, denn die zierliche Sängerin mit strohblondem Pagenschnitt und elfenhaftem blauem Kleid legt eine Energie und Spielfreude an den Tag und bearbeitet ihre Gitarre als gäbe es kein Morgen mehr. Mit ihrer sehr klaren und angenehmen Stimmfarbe verleiht Ritzy Bryan den Songs das gewisse Etwas und ihr ganzes Auftreten lässt eher vermuten, was das Ergebnis wäre, wenn man Karen O. und Shirley Manson kreuzen würde. Musikalisch irgendwo im Grunge-Rock angesiedelt und mit New-Wave Elementen garniert, können Stücke wie „Austere“ oder „Cradle“ aus dem im letzten Jahr erschienen Album „A Ballon Called Moaning“ besonders punkten.
Nach einer halben Stunde und 6 Songs ist der Auftritt leider schon vorbei und hinterlässt ein grund-positiv eingestimmtes Publikum in eine weitere halbe Stunde Wartezeit bis endlich THE TEMPER TRAP ihr Set beginnen. Nach einem kurzen Intro und freundlicher Begrüßung beweist Sänger Dougy Mandagi bei „Rest“ direkt einmal, dass seine unglaubliche Stimme live noch imposanter und umwerfender daherkommt als auf den Album „Conditions“. Die gänzlich in Faszination versunkene Menge erwacht zum Glück schlagartig beim wohl tanzbarsten Song „Fader“ und der Abend nimmt seinen Lauf. Ein Wechselspiel aus ruhigen und absolut rockig-diskotauglichen Stücken wiegt das ausverkaufte, aber aufgrund des komplett zum Erliegen gekommenen Bahnverkehrs, nicht ganz gefüllte Gloria von einem ekstatischen Erlebnis in das Nächste.
Durch die personelle Verstärkung an der Gitarre entfaltet sich ein noch dichteres Soundgewölbe und es ist schier unmöglich bei dieser geballten Energie still stehen zu bleiben. Auch die Band nutzt die Bühne in ihrer gesamten Größe aus und interagiert so harmonisch miteinander, dass man meint, das Quintett müsste sich schon von Kindesbeinen an kennen und zusammen musizieren.
Nach 45 Minuten endet das reguläre Set mit dem druckvollen Instrumentalstück „Drum Song“ bei dem Dougy sein Saiteninstrument gegen eine große Trommel eintauscht und die mit Wasser bedeckte Oberfläche mit voller Wucht in eine spritzende Fontäne verwandelt. Völlig beeindruckt von der Darbietung bekommen die Zuschauer dann in der Zugabe mit „Rabbit Hole“ sogar noch eine brandneue Komposition aufgetischt und „Science Of Fear“ rundet den perfekten Abend nochmal mit einem ausgelassenen Tanzstück ab.
Setlist:
Intro
Rest
Fader
Fools
Down River
Love Lost
Soldier on
Sweet Disposition
Resurrection
Drum Song
Rabbit Hole
Science of fear
Fotos vom Konzert, Fotografin: Juli L.
The Joy Formidable
The Temper Trap