Es ist ein bunt gemischtes Publikum, das sich am Montag Abend im Gebäude 9 in Köln versammelt hat, um den Auftritt von The Airborne Toxic Event zu sehen. Mit einer Auswahl an Songs vom Debütalbum und neuen, bisher nicht veröffentlichten Liedern ist es der US-Band um Frontmann Mikel Jollett gelungen, das Publikum, egal welcher Altersklasse, im Handumdrehen auf ihre Seite zu ziehen. Die Energie, die sie bei dieser Show versprüht haben, schien nahezu grenzenlos und ließ keinen der Konzertbesucher lange still stehen.
Gleich zu Anfang springt mit „Wishing Well“ und „Papillon“ der Funke über und spätestens bei „Gasoline“ ist sicher: diese Band steht mit Leib und Seele auf der Bühne! So viel Spielfreude, Enthusiasmus und Energie müssen einfach mitreißen. Violinistin Anna Bulbrook fegt von einer Seite zur anderen und auch Gitarrist Steven Chen, der zwischenzeitlich das Keyboard übernimmt, sowie Bassist Noah Harmon stehen nicht gern auf der Stelle. Man mag sich kaum vorstellen, dass Mikel Jollett, hätten ihn nicht innerhalb kürzester Zeit eine Reihe persönlicher Schicksalsschläge ereilt, wohl heute nicht in einer Rockband spielen würde. Was außerordentlich schade wäre, denn er versteht es, mit seinem Publikum umzugehen. Wenn er zwischen den Songs einen Schluck aus der Bierflasche nimmt und das nur mit „hey, we’re in Germany“ kommentiert, hat man eher das Gefühl auf einer Privatparty gelandet zu sein. Und dass er vor Gründung der Band nicht singen konnte, auf die Idee wird wahrscheinlich gerade niemand mehr kommen.
Einen Höhepunkt der Show bildet der Hit „Sometime Around Midnight“, den die Band live großartig umsetzt. Es folgt ein rührendes Cover von „Goodbye Horses“, sie widmen es an diesem Abend dem nur wenige Wochen zuvor verstorbenen William Garvey, von dem das Lied ursprünglich stammt. Als letzten Song vor der kurzen Pause performen sie „Innocence“. Bassist Noah schnappt sich dabei einen Violinenbogen, um seinen Part zu spielen und dieses für ein Rockkonzert außergewöhnliche, aber so harmonische Bild, wie er dabei Violinistin Anna gegenüber steht, wird wohl keinem der Fans so schnell aus dem Kopf gehen.
Zum Geburtstag einer Konzertbesucherin verschenkt Schlagzeuger Daren Taylor ein ausgiebiges Drumsolo, wobei auch Sänger Mikel und der Rest der Band nicht lange auf sich warten lassen, wieder auf die Bühne kommen und sich anschließen. Als Zugabe hat sich die Band das eingängige „Does This Mean You’re Moving On?“ ausgesucht. Nein, bitte noch nicht weiter ziehen! „Fucking shit, Germany, this is a good night!“ Treffender als Sänger Mikel hätte man es an dieser Stelle absolut nicht formulieren können. Auf Wunsch einer Konzertbesucherin wird die Setlist noch spontan um „The Girls In Their Summer Dresses“ erweitert und am Ende des Sets gibt es „Missy“ zu hören, das die Stimmung im Gebäude 9 noch einmal oder besser immernoch zum Kochen bringt. Es ist ein wunderbares Bild zum Abschluss, als Mikel mit seiner Gitarre vor Anna auf dem Boden kniet, bevor er sich schweißgebadet von Köln verabschiedet.
The Airborne Toxic Event haben sich an diesem Abend als hervorragende Live-Band präsentiert, indem sie sich nicht nur auf bekannte Songs vom Album verlassen haben, sondern den Mut zeigten, zu experimentieren und neue Ideen mit „All I Ever Wanted“ und „Echo Park“ auf der Bühne umzusetzen.
Unser Fazit: uneingeschränkt empfehlenswert!
Setlist:
Wishing Well
Papillon
This Is Nowhere
Gasoline
Something New
Happiness Is Overrated
Echo Park
This Losing
Sometime Around Midnight
Goodbye Horses
All I Ever Wanted
Innocence
Does This Mean You’re Moving On?
The Girls In Their Summer Dresses
Missy