Bombay Bicycle Club spielten am Samstag im ausverkauften Lido. Dabei zeigten sie den hippen Berlinern wie man coole Uncoolness zelebriert und dabei ganz viel Spaß haben kann.
Plötzlich gehen die Lichter aus im ehemaligen Kino und ganz unaufgeregt kommen die vier Londoner auf die Bühne, schnallen sich die Gitarren um und los geht’s. Mit „Emergency Contraception Blues“ liefern Bombay Bicycle Club ein fulminantes, instrumentales Intro für den Abend. Da wird geschüttelt, gerockt und gehüpft. Schnell bewundert der geneigte Zuschauer die wahrscheinlich sehr ausgeprägte Nackenmuskulatur von Sänger Jack Steadman, der headbangt als gäbe es kein Morgen. Das geht munter so weiter, nachdem die ersten noch relativ sanften Töne von „Dust On The Ground“ erklingen, sich aber dann doch im wunderschönen Gitarrensound entladen. „All is quiet, all is quiet now“. Sofort sieht man überall selig grinsende Gesichter und sorglos springende Körper. Überhaupt ist die Atmosphäre im Lido auf einmal erfüllt von angenehmer Harmonie und freudiger Entspanntheit. Unterstützt wird dies durch den ewig grinsenden Jack Steadman und seine tiefenentspannten Bandkumpels. Das Bild dieser vier entspricht so gar nicht dem einer englischen, gehypten Band. Die Outfits beinahe unscheinbar, die Optik fast uncool, aber der Sound ganz groß. Weiterer Beleg ist „Open House“ von der EP THE BOY I USED TO BE. Da bleibt nicht ein Bein still stehen, werden Arme in die Luft geworfen und diese Band abgefeiert. Verschnaufpausen werden uns selten gegönnt, denn ein Lied folgt auf das nächste ohne viel Zwischengerede. Now it’s decision time – schon erklingt mit „Magnet“ der nächste Crowdpleaser. Das Lächeln geht einfach nicht weg aus dem Gesicht. Zwischendurch übergibt eine weibliche Verehrerin dann auch strahlend einen „Liebesbrief“ an Jack, den jener – na klar – grinsend entgegennimmt und dann munter weiter seine Amps bearbeitet. Und sogar neues Material spielen Bombay Bicycle Club mit „Ode To Lucy“ und „How Can You Swallow So Much Sleep“, das nahtlos an die Qualität der anderen Songs heranreicht und schon gespannt sein lässt auf das nächste Album.
„Evening/ Morning“ lässt die Menge dann in die nächste Ekstase übergehen. Gesteigert wird das dann nur noch durch „Always Like This“. Zur tänzelnden Basslinie schwingen die Arme im Publikum und aus voller Kehle singt das gesamte Lido „I can’t believe it, it’s always like this… like this… like this“. Glauben kann man auch nicht, dass das Konzert dann auch schon wieder vorbei sein soll. Lautstark fordern die Berliner eine Zugabe. Mit den Worten: „We didn’t play that song, so we play it for you now“ leitet Jack dann über zu „The Hill“ – der einzigen Zugabe. Danach trotten sie dann wieder genau so unaufgeregt von der Bühne, wie sie gekommen sind. Lediglich Drummer Suren de Saram bleibt noch ein wenig länger, um die Setlists eigenhändig an enthusiastische Fans zu verteilen. In seinen Baggy-Pants passt er dabei eigentlich mehr in eine HipHop-Crew als in eine Indieband. Aber gerade das ist neben der großartigen Musik so unglaublich sympathisch an diesen Jungs. Sie scheren sich nicht um die Indie-Coolness. Weiter so! Glücklich summend verlassen wir das Lido mit der Hoffnung, dass diese Band nicht nur Hype, sondern dauerhafter Gast in unseren Gehörgängen und Clubs sein wird.
Setlist:
Emergency Contraception Blues
Dust On The Ground
Open House
Cancel On Me
Autumn
Magnet
Ode To Lucy
Evening / Morning
Lamplight
How Can You Swallow So Much Sleep
Always Like This
What If
The Hill
Mehr Fotos zum Konzert; Fotograf Kay Siegert:
Backstage Fotos; von Kay Siegert
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