jmc feiert Geburtstag – und wie! Zum einjährigen Jubiläum gab’s am 12. März 2010 gleich zwei Parties auf einmal: eine in Berlin und eine in Köln. Und die Gäste konnten sich auch sehen lassen. So waren im Kölner MTC zum Beispiel The Ettes aus dem Country-Mekka Nashville, Tennessee zu bestaunen.
Doch „den Kuchen anschneiden“ dürfen hier gegen 20.45 Uhr zunächst die drei Düsseldorfer Jungs von Punk d’Royal, welche kurzfristig für die krankheitsbedingt ausgefallenen Dear Lament eingesprungen sind. Mit Punk hat das, was diese Band hier hinlegt, allerdings nicht wirklich viel zu tun. Die sowohl aus einem Gitarre spielenden und singenden Frontmann als auch aus einem Bassisten, der zudem hin und wieder Backing Vocals beisteuert und am Synthesizer zu Gange ist, und nicht zuletzt aus einem Drummer bestehende Kombo überzeugt vielmehr mit einem insgesamt eher gediegenen Klangbild. Zwar gehen die harte Drumline inklusive stark gespielter Rhythmuswechsel sowie die hier und da eingestreuten Screams ordentlich nach vorne, doch ist der an frühe U2-Nummern erinnernde, sphärische und mit leichtem Echo versehene Gitarrensound des Bandleaders klar tonangebend. Rhythmisch hingegen orientieren sich zumindest einige Songs mehr an Joy Division und The Cure. Der trotz Angeschlagenheit solide durchgezogene und kompatible, zweistimmige Gesang im letzten Song ist darüber hinaus als ein besonderes Highlight hervorzuheben. Ein abwechslungsreicher, halbstündiger Auftritt also, dem eine leichte 80er-Brise nachweht und der für den Ausfall der ursprünglichen Support-Band mehr als entschädigt.
Weitere 30 Minuten später ist es dann soweit: Die bekanntesten Gratulanten des Abends in Gestalt von The Ettes schreiten zur Tat und werden ihrerseits von einem gut gefüllten MTC gefeiert. Dabei erscheint die Band aus den Staaten, welche sich die Bühne in den letzten Jahren bereits mit musikalischen Größen wie Gossip und den Kings of Leon geteilt hat, als frisch gebackenes Quartett. „Was, die sind jetzt zu viert?“ – Ja, richtig: Erst jüngst um einen weiteren Gitarristen gewachsen, welcher im Laufe der Show immer wieder mit großartigen, mitreißenden Soli aufwartet, schafft es die Band, ein breites, anhaltendes Lächeln auf fast alle im Publikum erkennbaren Gesichter zu zaubern. Für Ettes-Laien sticht direkt zu Beginn übrigens noch mehr ins Auge: Da sitzt doch tatsächlich eine schmächtige, hübsche Dame mit langer, dunkler Lockenmähne hinter den Drums! Und so mancher Zuschauer wird sich wohl fragen: „‘Ne Frau an der Schießbude? Kann das wirklich gut gehen?“ – Und ob! Poni, wie sie sich nennt, gibt die Antwort vom ersten Schlag an und legt einen sehr ungewöhnlichen, doch umso energischeren Stil an den Tag. Bei jedem Schlag geht sie dabei dermaßen mit dem ganzen Oberkörper mit, dass man zum einen Angst um die Drums haben muss und zum anderen auch darum, dass sie sich daran den Kopf stößt. Das Gesamtergebnis: Zu fetzigen Rhythmen, kernigen Riffs, treibendem Basssound und natürlich Sängerin Cocos eigenwillig-hell quiekender Stimme wird in der Folge eine Stunde lang – mit einer kurzen Unterbrechung – intensiv durchgetanzt. Hierbei ist die Musik irgendwo zwischen Jefferson Airplane und den Queens Of The Stone Age einzuordnen. Klingt zunächst merkwürdig, trifft es jedoch dank unterschiedlicher Einflüsse ziemlich genau. Somit kommt schließlich das gesamte, an diesem Abend altersmäßig breit gefächerte Publikum voll auf seine Kosten und dankt es der Band regelmäßig mit tosendem Applaus. Daher kommt die Truppe auch um eine Zugabe, die es nebenbei so richtig in sich hat, nicht herum. Etwa um 22.45 Uhr beenden The Ettes dann ihren souveränen Auftritt, bei dem selbst ein gerissener Gitarrengurt mit aller Coolness repariert wird.
Eine schöne Geburtstagsparty geht also zu Ende. Was bleibt, sind glückliche Gesichter, wohin man nur schaut und die Erkenntnis, dass es für alles eine Lösung gibt. Und die heißt: Panzertape. In diesem Sinne: Auf ein weiteres erfolgreiches Jahr!
Fotos vom Konzert, Fotografin: Jennifer W.
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