Es ist 2010 und die großen deutsche Rapper der 90er Jahre kommen in Heerscharen zurück und bringen neue Alben raus. Manchmal sind diese Comeback der „Old-School“- Absolventen Meilen weit entfernt von dem HipHop, der sie damals bekannt machte. Darum eins vorweg: „Vom Vintage Verweht“ ist kein Soulalbum, wie Jan Delays „Wir Kinder vom Bahnhof Soul“ und auch kein Gitarrenpopwerk à la Max Herre oder Dennis Lisk. Dendemann konzentriert sich auf das, was ihn schon zu EinsZwo Zeiten am Besten lag: Der Rap’N’Roll, bei dem die E-Gitarre mit den harten Beats kuschelt und über allem thront die Reibeisen-Stimme von Dende. Gemixt wurde das live eingespielte Album von Tocotronic-Produzent Moses Schneider.
Die Tage als Support von Westernhagen und den Beatsteaks haben Dende sehr gut getan. Für mich setzt „Vom Vintage Verweht“ dem starken Solodebüt „Die Pfütze des Eisberges“ musikalisch noch ein Sahnehäubchen auf. So haben die Songs „Freie Radikale“ oder „Metapher than Leather“ ein Klavier-Intro und bei „Petze“ verbindet Blues sich mit harten Beats. „Ich wollte musikalisch mit Holz nach vorn gehen“, hat Dendemann in einem aktuellen Interview gesagt. Zusammen mit den musikalischen Variationen in jedem Lied bleibt so ein unverwechselbarer holziger Sound, der sich wie ein roter Faden durch das Album zieht.
Großartig finde ich auch die Single „Stumpf ist Trumpf“. Für mich ein eindrucksvoller Beweis, dass der Mendener Rapper immer noch zu den humorvollsten und gleichzeitig scharfzüngigsten seiner Zunft gehört. „Ist das Textniveau im Keller, kommt der letzte Storyteller“ heißt es im Song „Und wenn ja, warum“ und da hat der Dendemann recht. Mit Humor und Intelligenz „gibt es mehr auf die Löffel als bei nexten Uri Geller“. Ohne nervenden Schwanzundtittenrap ist dieses Album wirklich wertvoll für das am bodenliegende Rapdeutschland. Thomas D würde sagen: „We are back to the Mittelstand“.
VÖ: 09. April 2010; YO MAMA (Sony BMG)
Tracklist:
01. Nesthocker 7/10
02. Stumpf ist Trump 3.0 9/10
03. V.N.D 9/10
04. 0 Robota 7/10
05. Und wenn ja, warum? 8/10
06. Freie Radikale GbRdH 8/10
07. Tierisch 9/10
08. Petze 8/10
09. Metapher than Leather 8/10
10. Es geht bergab 8/10
11. I’m a Record Junkie und zurück 7/10
12. Hörma! 7/10
13. Papierkrieg 9/10
Durchschnitt: 7,4/10
Gesamteindruck eines Hiphop-Fans: 8-9/10