Gut ein Drittel des Publikums steht noch vor der Bühne. Die drei Jungs des Supports THE DELTA FIASCO laufen auf ebendieser hin und her und filmen die jubelnde Meute, während sich Roadies schon an den Abbau begeben. Durchgeschwitzt und glücklich versuchen die Fans noch eine Zugabe zu provozieren oder einen Blick auf ihre Helden von DEAD BY SUNRISE zu erhaschen, die am Abend des 27. Februar das Berliner Huxley’s gerockt haben.
Es haben sich jedoch zunächst drei in Berlin schon altbekannte Herren eingefunden: THE DELTA FIASCO präsentieren erneut ihr mitreißendes Bühnenprogramm aus dem Album “Blood Will Have Blood” in der Hauptstadt. Sonst eher an kleine Clubs gewöhnt, entfalten die drei Liverpooler Nathan, Nik und Simon ihr erstaunliches Potential und machen klar, dass sie tatsächlich auf eine große Bühne gehören. Fast pünktlich betreten sie diese und legen los, begeistert und beseelt wie gewohnt. Eine laute Gitarre und starke Drums, garniert mit futuristisch-dunklen elektronischen Bits und Beats, übergossen von rotem Licht und Strobo-Blitzen – THE DELTA FIASCO präsentieren ihren etwas düsteren (wenn auch sehr begeisternden) und eingängigen indielektronischen Neopop mit der unverwechselbaren, mal tiefen, mal falsettierenden Stimme Nathans Walczaks. Songs wie die repräsentativen Stücke “Night Terror” und “Eat Me Alive”, aber auch das ruhige “Knife In My Back” werden begeistert gewürdigt. Das Publikum klatscht mit und die drei Briten genießen offenbar die grandiose Atmosphäre im Huxley’s, welches sie in Zukunft selbst mit einer abendfüllenden Show in Beschlag nehmen sollten, bevor sich DEAD BY SUNRISE- Frontmann Chester Bennington im Delta-Fiasco-Bandshirt später exklusiv bei ihnen für ihren Support bedankt.
Bennington betritt mit DEAD BY SUNRISE und “Fire” nur kurze Zeit später die Bühne. Und, um es vorweg zu nehmen, rockt das Publikum wirklich mit feinstem Post Grunge. 55 Minuten inklusive zweier Zugaben-Songs dauert die runde Show allerdings nur, die Bennington, seines Zeichens Sänger der erfolgreichen Nu Metaller von Linkin Park, zum Besten gibt. Und in welcher die Musiker ihr Debütalbum “Out Of Ashes” darbieten. Erwartete Professionalität trifft hier auf Spaß am Auftreten und dem Versuch, dem tobenden Publikum möglichst gerecht zu werden. Vor der Bühne entsteht aus Platzgründen zwar kein Pogomob, dennoch schwingt der Boden hüpfburgartig mit, es ist heiß und laut, kurz: ein echtes Rockkonzert. Und wenn es auch etwas an eine Linkin Park- Vorstellung anmutet, sind die Songs eindeutig etwas düsterer und emotionaler, wie in “Walking in Circles”. Auch erhebt Bennington kaum in gewohnter Manier die Stimme. Eigentlich als reines Soloprojekt Chester Benningtons geplant, entpuppt sich DEAD BY SUNRISE als Fusion mit Julien-K. Die Band, bestehend aus Mitgliedern derer, beherrscht ihre Instrumente virtuos und scheuen auch nicht davor, sich wie Leadgitarrist und Backgroundsänger Ryan Shuck die Shirts in Rockstar-Pose vom Leib zu reißen. Auch Bennington beherrscht die Bühne, präsentiert seinen durchtrainierten und tätowierten Körper der frenetisch jubenden Menschenmasse, bevor er sein Shirt in diese schleudert. Aus Posen und Stimme scheint der charismatische Sänger zu bestehen, lässt sich feiern und hat ganz offensichtlich viel Spaß dabei. Das Publikum geht von Beginn an mit, tobt, springt, schreit, filmt und reckt die Arme gen Himmel. Als die Band nach einer Dreiviertelstunde die große Bühne verlässt, lockt die tanzwütige Menge durch Schreie, Rufe und Jubel zwei weitere Zugaben hervor, unter anderem mit “20 Eyes” ein Misfits-Cover. Auch als das Licht angeht, lassen sich die Menschen nicht davon abhalten, ihre Zuneigung zu bekunden. Erst langsam begreifen sie, dass die Show endgültig vorbei ist – dennoch sieht man fast nur strahlende Gesichter. Angesichts des runden Abends sehr nachvollziehbar.
Setlist Dead By Sunrise:
Fire
Inside of Me
Morning After
Too Late
Let Down
Walking in Circles
Darkness
Into You
End of the World
Condemned
My Suffering
Crawl Back In
20 Eyes
Weitere Fotos vom Konzert; Fotografin Roxi K.
The Delta Fiasco
Dead By Sunrise