Ob es am Alter liegt oder am Lebenswandel, oder gar an beidem? Man weiß es nicht. Jedenfalls wusste ich mal das man Bürgerhaus StollwerCk mit „c“ schreibt. In den letzten Jahren ist mir dieses Wissen jedoch abhanden gekommen. Vielleicht sollte ich mehr Schokolade essen.
Über die Vorband GUSTAF hatte ich mal geschrieben, dass sie die coolste Band am Wochenende war. Welches Wochenende weiß ich nicht mehr. Noch schlimmer: Bei ihrem Supporting-Set fällt mir nach einer Viertelstunde erst ein, dass ich die Band schon mal gesehen habe. Dass mir ihr Auftritt – ein alter Text lässt jedenfalls darauf schließen – damals besser gefallen hat, als heute Abend, hat jedoch ausschließlich damit zu tun, dass ihr damaliges Konzert gegen Abend auf einem Festival stattfand und es der Band sicherlich hilft, wenn ihre Zuschauer ordentlich angesoffen sind. Am besten richtig blau. Die Band sollte man übrigens auf keinen Fall mit GUSTAV verwechseln. Das war ja dieses Projekt von Eva Jantschitsch, dass es leider nicht auf Spotify geschafft hat. Reminder: Unbedingt mal die CD auf’s Handy hochladen. Das geht ja sogar bei Spotify. Dafür einfach „Lokale Dateien“ auf dem Desktop-Rechner bei Spotify aktivieren. Den Speicherort der CD (zu MP3 umgewandelt) anwählen und eine Playlist erstellen. Jetzt mit dem Handy ebenfalls bei Spotify „Lokale Dateien“ anwählen, den Downloadhaken bei der neuen Playlist setzen. Und runterladen. Man muss nur im selben W-Lan wie der Desktop-Rechner sein. Gerne!
Die Sängerin von GUSTAF performt quasi in der Schnittmenge von Hannibal Lecter und Nina Hagen. Ihr Auftritte scheinen sich in den letzten zwei Jahren nicht besonders verändert zu haben. Wahrscheinlich macht die Brooklyner (Artpunk-)Band damit noch so lange weiter, bis die Eltern der Bandmitglieder sich nicht mehr länger verarschen lassen und den Geldhahn zudrehen. Kann also noch dauern.
Der Sound beim SLEATER-KINNEY Set ist in dem Saal (der von der Stadt Köln betrieben wird) alles andere als rosig zu bezeichnen. Die Stimmen sind viel zu weit nach vorne gemischt. Wenn da überhaupt gemischt wird. Teilweise hat man im ersten Drittel der Show das Gefühl, dass das Schlagzeug überhaupt nicht verstärkt wird und die Gitarren nur über die Monitore zu hören sind. Das tut der Freude aber überhaupt keinen Abbruch. Dass Corin Tucker und Carrie Brownstein in ihrem 30. Bühnenjahr nicht nach Köln gekommen sind, um ein breitbeiniges Wall of Sound Rockspektakel aufzuführen, konnte man sich sicher vorher schon ausmalen.
Den Löwenanteil an der Setlist stellt logischerweise die aktuelle Platte „Little Ropes“. Direkt danach folgt jedoch – und das ist ganz interessant – mit fünf Stücken das letzte Album aus der ersten Phase. „The Woods“ von 2005 hat mit den letzten, nach der Wiederaufnahme des Bandgeschehens im Jahr 2014, doch deutlich poppiger ausgerichteten Platten wenig zu tun. Die Gitarrenarrangements erinnern teilweise an die Blues-Dekonstruktionen von CAPTAIN BEEFHEART. Es ist definitiv ihre beste Platte. Vielleicht sogar eins der besten Gitarren-Alben der 2000er Jahre.
Die Band interne Wertschätzung des neuen kommerzielleren Materials sorgt auf jeden Fall für unterhaltsame Momente. Wie wenn Carrie Brownstein den Anfang von „Can I Go On“ so dermaßen verhunzt, dass die angestellten Musikerinnen davon irritiert sind. Ihre Bühnenposen erinnern gar an einen denkwürdigen Auftritt von Nicolas Cage, der damals Werbung für „Wild at Heart“ in einer Talkshow machte und mit Lufttritten und Geldscheine ins Publikum werfend ins Studio hineinstürmte.
Bei den drei Zugaben „Modern Girl“ und „Entertain“ vom erwähnten „Woods“ und „Dig Me Out“ vom gleichnamigen Album, ist der Sound inzwischen nicht mehr so dünn wie am Anfang. Für ein Ohrensausen reicht es noch lange nicht. Aber für strahlende Gesichter. Und das ist doch die Hauptsache!