Über zwei Jahre ist es jetzt schon her, dass sich die vier Schotten The Cinematics in der Indieszene einen Namen gemacht haben. Einiges hat sich seitdem verändert. Nicht nur mit dem Label gab es Probleme, auch Gitarrist Ramsay Miller wurde durch Larry Reid ersetzt, wodurch sich der Albumrelease ihres, jetzt am 2. Oktober erscheinenden, zweiten Albums „Love and Terror“ verzögerte. Jetzt sind die Jungs aber voller Tatendrang zurück und bereit die Welt zu erobern. Im Berliner Magnet bewiesen sie jedenfalls mit einer energetischen Liveshow, warum sie es verdient hätten, ihren Bekanntheitsgrad mindestens zu verdoppeln.
Aber erstmal der Reihe nach. Den Abend eröffnen darf das Trio 1990s, ebenfalls aus Glasgow. Die drei Jungs wirken anfangs etwas unbeholfen, denn im Club spielt noch eine ganze Zeit die Musik, während sie schon auf der Bühne stehen und brav warten bis sie anfangen dürfen. Musikalisch befinden sich ihre Songs irgendwo im Indiepopbereich, mit unverschämt eingängigen Refrains. Zu Wort kommen alle drei, denn der Gesang wird brüderlich geteilt, wobei Gitarrist und Schlagzeuger einen deutlich höheren Gesangsanteil haben. Live sind ihre Songs, mit den teilweise kuriosen Songtexten – Welcher Rockstar schreibt schon Songs über eine Buslinie? – ungemein tanzbar und so kann sich das eher zurückhaltende Berliner Publikum bald nicht mehr verkneifen begeistert mitzuwippen. Allen voran Songs wie „The Box“ machen Spaß und Lust auf mehr. Definitiv eine Band, die man im Auge behalten sollte.
Um viertel nach zwölf wird es düsterer im Magnet, denn The Cinematics betreten, begleitet von Geräuschen, die am ehesten mit Donnergrollen beschrieben werden können, die Bühne. Mit ihnen geht das Publikum auf eine kleine Zeitreise, denn die Achtziger werden wieder zum Leben erweckt. Allen voran Sänger Scott sieht mit seiner brav gescheitelten Frisur und kariertem Hemd so aus, als wäre er geradewegs aus dem Film „Control“ entsprungen. Bei seinem Auftreten und seiner Ausstrahlung hat man unweigerlich Ian Curtis vor Augen. Auch musikalisch erinnert vor allem das zweite Album des Quartetts an die New Wave dieses Jahrzehnts, denn die Songs wirken düsterer als noch die von „A Strange Education“.
Live sind The Cinematics um einiges druckvoller als auf Platte und dass die Band mit ihren neuen Songs keineswegs nachgelassen hat, zeigt vor allem die grandiose Single „Love and Terror“. Als diese gespielt wird, sind es bereits gefühlte 40C° im Magnet. Fröhlich erzählt Scott, dass ihn diese Temperatur an seine Tante erinnert, die eine bestimmte Art von Yoga in einer saunaähnlichen Umgebung ausübt. Auch sonst gibt er sich auskunftsfreudig, freut sich, dass die Band nach dem Konzert einen Tag frei hat, um Berlin unsicher zu machen und warnt alle Leute im Publikum vor der Ansteckungsgefahr, die von ihm ausgeht, da er erkältet ist, was man seiner Stimme jedoch nur ab und zu anhört.
Zur Zugabe gibt es neben dem gefeierten „ A Stange Education“, dem Titelsong vom Debütalbum auch zwei neue Tracks, darunter „Moving To Berlin“. Schon die 1990s widmeten zu Beginn diese Abends einen Song der Hauptstadt und so beenden The Cinematics das Konzert dann auch folgerichtig mit ihrem Berlinsong. Damit geht nach etwas mehr als eine Stunde ein Konzert einer Band zuende, die es verdient hätte, in einem Atemzug mit Bands wie den Editors oder Interpol genannt zu werden.