Die Kirche ist gut gefüllt, das Licht gedämmt und die Dämmerung dringt durch die hohen, bunten Fenster, hüllt die Kirchengänger in wohlig-warmes Licht, während sie ihr Kölsch genießen. Kölsch? Ja! Denn die Besucher der Kölner Kulturkirche haben sich an diesem Mittwochabend nicht etwa zum Gottesdienst versammelt. Sie warten gespannt auf den Auftritt der Jungs von Band of Horses. Und die haben – bis auf Haar- und Bartmode – mit Gott und seiner Sippe eher nicht so viel gemein.
In dieser andächtigen Atmosphäre tritt Tyler Ramsey, 2. Gitarrist der Band, mit seiner Akustikgitarre auf die Bühne. Er hat nicht etwa den Rest seiner Band vergessen – er ist an diesem Abend der Support für seine Kollegen. Nachdem er das Publikum beschwingend in den Abend eingeleitet hat, kommt er nach der gebührenden Pause in Begleitung von Sänger Ben Bridwell wieder auf die Bühne und lässt sich mit Gitarre auf einem Hocker neben ihm nieder. Ben steht indes mit den Händen in den Taschen vor dem Mikro und lässt sich zu “Detlef Schrempf“ von Keyboarder Ryan Monroe auf der Orgel begleiten. Fast wie ein Chorknabe sieht er aus, als er sein “No One`s Gonna Love You“ singt. Als die Band nun in voller Formation und vollem Sound auf der Bühne steht, löst sich das Publikum langsam aus der ehrfürchtigen Starre und die ersten Köpfe werden zum Beat bewegt. Eine am Bass befestigte Feder scheint versinnbildlichen zu wollen, wie sich das Publikum beschwingen lässt und sich in einer Klangwelt verliert, die wohl genauso aussehen mag, wie das aktuelle Album Cover. Aus dieser werden sie aber von dem Mark und Bein durchdringenden Drums zu “Great Salt Lake“ befreit. Totenstille herrscht in der Kirche, während der kleinen Pause, in der Ben mit dem Fuß auf den Boden stampft. Klanglich fühlt man sich nicht nur des kirchlichen Halls wegen in einer ganz anderen Welt. Wie in einer Traumsequenz kommt man sich bei “Infinite Arms“ vor und fühlt sich wie in den Filz der Schlagzeugschlegel eingehüllt. An Abwechslungsreichtum mangelt es trotz der eher ruhigen und mitunter countrylastigen Lieder überhaupt nicht; “Older“ wird von Keyboarder Ryan im Duett mit Sänger Ben gesungen, und “Marry Song“ von Tyler an einer Autoharp (ähnlich der klassischen Zither) begleitet. Das letzte Lied vor der Zugabe ist “General Specific“, bei dem das ganze Publikum direkt mitsingt und die Band zwischendurch auf schon fast jazzige Art improvisierte Interludes einbauten. Sichtlich traurig ist das Publikum, als die fünf von der Bühne gehen. Mit lauten Pfiffen lechzt das Publikum nach einer Zugabe. Was ihnen darauf hin aber geboten wird, hatte wohl niemand erwartet. Sämtliche Blicke in der Kulturkirche richten sich nach oben, denn Ben, Tylor und Ryan erscheinen in der Kanzel, um dort, nur von der Akustikgitarre begleitet, in “Evening Kitchen“ einzustimmen. Gänsehaut pur, die sich auch während des letzten Liedes des Abends nicht mehr legen will.
Das gesamte Konzert wurde vom Rockpalast aufgezeichnet und ist es absolut Wert, sich am 31.05. zu nächtlicher Stunde von der Musik der Bärtigen hinwegschwelgen zu lassen.
Setlist:
Detlef Schrempf
No One`s Gonna Love You
Factory
Laredo
Great Salt Lake
Is There a Ghost
Weed Party
Older
Infinite Arms
Song For You (Gram Parsson Cover)
Marry Song
Funeral
Ode to LRC
General Specific
Evening Kitchen
Monsters