Dass Schauspielerinnen sich in der Sangeskunst versuchen, ist nichts Neues. Das kennt man. Dass Schauspielerinnen darin glänzen, ist nicht immer üblich. Leider. Dass Schauspielerinnen dann auf Tour gehen, ist selten. Gott sei Dank?! Bei Zooey Deschanel darf man den letzten Satz getrost weglassen. Sie, die ohnehin schon in ihren Filmen zu bezaubern weiß, schafft das auch mit ihrem Gesang und jeder der an diesem Freitagabend eine Karte fürs Lido hatte, um She And Him zu sehen, durfte sich freuen.
Zunächst betreten jedoch die Chapin Sisters die Bühne. Gewandet in folkig anmutende Hippie-Röcke mit offenen Haaren und Akustikgitarre, erscheinen sie wie ein Flashback aus den späten 60ern. Und auch als sie dann ihre Folk-Country-Songs mit Tamburin, Gitarre und Banjo anstimmen, vermutet man als Zuhörer, dass gleich von irgendwoher Joan Baez auf die Bühne tritt und mitmusiziert. Schön sind diese kleinen Lieder in jedem Fall und auch einen gewissen spröden Humor lassen die Schwestern zwischen ihren Songs aufblitzen. Ein wirklich gelungener Auftakt für M.Ward, Zooey Deschanel und Band.
Nach kurzem Umbau betreten die Chapin Sisters dann in anderen Kleidern wiederum die Bühne, da sie nun die Rolle der Background-Sängerinnen übernehmen. Nach und nach kommt auch der Rest dazu und als am Ende fröhlich Zooey Deschanel ans Mikro hüpft, brandet ein Jubelsturm auf. „Made For You“ mit diesem zuckersüßen Sixties-Charme ist für diesen Abend der passende Opener. Ganz so zuckrig geht es jedoch nicht weiter, denn Mrs. Deschanel ist etwas abgelenkt von den vielen Kameras und vor allem dem Blitz und tut dies auch kund. Deshalb ist die nächsten Songs über ihre Stimmung auch etwas reservierter, sogar leicht genervt. Erst als nach ihrer nächsten Aufforderung, doch bitte das Fotografieren zu unterlassen und mit der Band lieber die Musik zu genießen, tatsächlich die meisten Kameras in den Taschen verschwinden, lösen sich ihre Gesichtszüge zunehmend. Da huscht auch einmal ein Lächeln über den Mund und wird wieder lustig gehüpft und Spaß gehabt mit ihrer ausgezeichneten Band. Auch M. Ward schmeißt sich so richtig ins Zeug, auch wenn er fast versteckt ganz links auf der Bühne steht.
Die Songs entfalten dabei den ganzen Abend über diesen luftigen Charme, der einen verliebt den Kopf hin- und herwiegen lässt. Erstaunlich klar ist die Stimme Deschanels, äußerst stimmig die Harmonien im Background und auch das Gesamtklangbild der Band rundet alles hervorragend ab. Und der Star des Abends sind dann wohl doch eindeutig die Songs von She And Him. Sie erscheinen auch live wie aus einer längst vergessenen, wunderschönen Zeit, manchmal melancholisch, manchmal sonnig und fast immer mit diesem unschuldigen Unterton. Besonders anrührend sind „I Thought I Saw Your Face Today“ oder “Take It Back” aus VOLUME ONE. Fehlen darf natürlich auch nicht der kleine Hit “Why Do You Let Me Stay Here”, der besondere Jubelstürme im Publikum erzeugt, und auch mit etwas anderer Instrumentierung vollends überzeugt.
Aber auch die Songs aus dem neuen Album VOLUME TWO reihen sich ganz wunderbar in das Set ein. Ob nun „Me And You“, „Over it Over Again“ oder “Brand New Shoes”, sie alle tragen zu diesem wunderbar leichten Gefühl bei und lassen die Zuschauer lächeln.
Fast ekstatisch verabschieden sich She And Him dann nochmal mit „Sweet Darlin“, als Zooey Deschanel und M. Ward zu zweit das kleine Piano bearbeiten und danach winkend die Bühne verlassen. Frenetisch wird eine Zugabe gefordert. Die fällt mit „Magic Trick“ dann doch etwas mager aus.
Dennoch sieht man danach in lauter zufriedene Gesichter. Das Live-Debüt hätte fast nicht schöner ausfallen können, sieht man mal von der wohl nie zustande kommenden Liebesbeziehung zwischen Mrs. Deschanel und den Kameras ab. Dafür dürfte zwischen der Musik und den Berlinern heute eine längere Beziehung entstanden sein. Wir hoffen, She And Him machen ihr versprechen wahr, noch many many more times back zu kommen.
Setlist:
I Was Made For You
Thieves
Black Hole
Me And You
Lingering Still
Over It Over Again
Home
Change Is Hard
I Thought I Saw Your face
Brand New Shoes
You Really Got A Hold On Me
Take It Back
Gonna Get Along Without You
Sentimental Heart
Sing
Don’t Look Back
NRBQ
This Is Not A Test
Why Do You Let Me Stay Here
In The Sun
Sweet Darlin
Magic Trick
Bilder vom Konzert, Fotografin Julia F.:
ist doch eigentlich erstaunlich, dass das konzert doch so positiv aufgenommen wurde. ich fand zooey doch arg zickig.