Junge Progrock Gruppe aus Göteborg, 2. Album, eklektisch, dynamisch, laute Gitarren, eigen – alles Gründe, die durchaus nicht gegen einen Kauf des Langspielers LOVE FOREVER der Schweden Alarma Man sprechen. Doch Vorsicht: Hier wird mehr versprochen, als die Band auch nur einen Song lang halten kann.
Was fanden die Kritiker nicht für wunderbare Neologismen für das Debüt von Alarma Man aus dem Jahre 2006: Experimentierfreudige Math-Punk-Progger, düstere Rockretter. Ohne Gesang, nur von der Dynamik der gespielten Instrumente getragen, kam der Erstling daher, nicht ohne Charme und mit gehörigem Potential für Größeres. Vier Jahre haben sich die fünf Jungs Zeit gelassen, den Pop entdeckt, den Gesang addiert und für den Nachfolger dieses vielversprechenden Einstandes einen Produzenten engagiert, der den Jungs anscheinend leider nicht allzu sehr bekommen ist. Ein derartig selbstgefälliger, ambitionsloser Brei wie auf diesem Album, war schon lange nicht mehr von einer Plattenfirma abgenickt worden. Kein Instrument, das auch nur den Anflug einer Chance hätte zu „klingen“ und über allem ständig ein verschwörerisch grummelnder Chor von Schuljungen. Wo bei den musikalisch gleichorientierten The Mars Volta ganze Landschaften vor dem inneren Auge des Hörers entstehen, jeder Ton seine Daseinsberechtigung hat und Tempiwechsel immer aufgrund einer dahinterstehenden, großen Idee begründet sind, kommen Alarma Man daher wie eine auf Konsens getrimmte, uncool- nervige Schülerband, die die großen Rocker mimen dürfen und insgeheim so gern „Interpol“ mit ihrem glitzernden Rock wären.
Der Opener „Pitch Grammar“ scheint signifikant für die folgenden 35 Minuten. Mehr als drei Töne sind hier nicht gewünscht, ein blechernes Schlagzeug aus den 90ern begleitet einen Chor mit 80er Jahre Tonlage, der zum Überfluss auch noch erfolglos versucht, einen Ton zu halten. Und offenbar wurde dem Gitarristen unter Androhung von Strafe gesagt, er solle mal ganz „heftig“ in die Saiten hauen, nur um alles in einem ‚Wall of Sound‘ letztlich doch platt zu machen. Dabei zeigen „Arrow“ und vor allem die erste Single „Cabin In The Woods“, dass in der Band doch etwas Talent steckt, das es herauszukitzeln gilt. Irgendwo zwischen Punk, Stadionrock und Britpop finden die beiden Songs sich dort ein, wo Musik spannend, neu und frisch ist. Hier werden Genregrenzen aufgehoben, Electronic als altbacken deklassiert und es blitzt der Spaß der Musiker an ihrer Arbeit durch. Und auch „Nightwolf“ lässt noch einmal eine besondere Berührung aufblitzen. Leider ist nach Lied fünf Schluss mit allem Positiven und die restlichen drei Songs fließen mehr oder minder bemüht vor sich hin. Nach einer guten halben Stunde ist man froh, es geschafft zu haben. Nicht weil die Musik so anstrengend ist – im Gegenteil – die Gefahr aufgrund der geballten Monotonie beim Hören einzuschlafen, ist gravierend erhöht. Aber immerhin, wann konnte eine Progrockband das letzte Mal als Narkotikum fungieren?
VÖ 13.08.2010 Sinnbus /Rough Trade
Tracklist:
Pitch Grammar – 3/10
Electric Flag – 2/10
Cabin in the woods – 7/10
Arrows – 6/10
Nightwolf – 7/10
Uninterrupted light – 2/10
Swedish Intelligence – 3/10
These are the mirrors – 2/10
Durchschnitt: 4/10
Gesamteindruck: 4/10