Die Hamburger Herren von Fotos präsentieren mit ihrem dritten Album „Porzellan“ eine düstere, schwere und mystische Soundpalette der Marke Pop, Rock mit gewaltigen Shoegazer-Elementen. Der Opener „Alles schreit“ gibt dabei die erste melodische Überraschung her. Die anfänglichen Space-Echos, die Melancholie und Dramatik verbreiten und geradezu eine meditative Wirkung besitzen, schlagen mit einem Mal um, wie das plötzliche auftauchen eines Elefanten im Porzellanladen. Mit dräuender Distortion-Gitarren und weiteren Effektboards, die das Tanzbein in Schwung bringen, beginnt eine opake musikalische Reise, die zum Nachdenken verleitet und den Zuhörern in eine einsame Stimmung versetzt. Allein die einzelnen Songnamen, wie „Nacht“, „Mauer“, „Feuer“ und „Angst“ lassen auf die zu erwartende Stimmung schließen. Das Soundgewand dieser Platte ist schwermütig und konzentriert. Die minimalistische Melodiestruktur hat oft die Wirkung poppige Ohrwürmer zu verpflanzen und schenkt dem Hörer einen tiefen Fall ins Irgendwo, fernab des Alltags. „Porzellan“ klingt atmosphärisch, harmonisch und verhallt und lässt Inspirationsquellen wie „ The Jesus And The Mary Chain“ und „ Joy Division“ erahnen. Um Vergleichbares finden zu wollen, würden Tocotronic und Polarkreis 18 das Rennen machen.
Allgemein bietet diese Scheibe eine deftige Mixtur an Soundkomponenten und wirkt dadurch uneinheitlich. Ob die Verwirrung durch die abwechselnden und unterschiedlichen musikalischen Stile gewollt ist, bleibt offen! Trotz alledem ein gelungener Ohrenschmaus mit Abtauchmöglichkeit.
VÖ: 10.09.2010 / Snowhite
Tracklist:
01. Alles schreit: 7/10
02. Porzellan: 6/10
03. Nacht: 8/10
04. Mauer: 8/10
05. On The Run: 6/10
06. Wasted: 7/10
07. Feuer: 6/10
08. Ritt: 8/10
09. Angst: 9/10
10. Raben: 7/10
11. Wellen: 6/10
Durchschnitt: 7/10
Gesamteindruck: 7/10