Schuhdesigner, Winehouseproduzent, jüdische Bourgeoisie. Von einem Repräsentanten der Neo-Bohème erwartet man eigentlich – ja, was eigentlich? Gut Produziertes ohne Tiefgang? Ein wenig in Kunst zu machen? Mark Ronson belehrt auch mit seinem dritten Album RECORD COLLECTION eines Besseren. Statt Sixties erklingen die in unseren namenlosen Zehnerjahren unvermeidlich scheinenden Synthies, hier findet sich eine Reminiszenz an die Jugendjahre Ronsons. Und doch hat das Album eine gewisse spezielle Note: Es klingt, als säße man als in den Neunzigern Aufgewachsener inmitten seiner adoleszenzbegleitenden CD-Sammlung.
Denn nicht nur das Aufgebot an 80er Popgrößen, wie des Culture Clubs Boy George, der „Somebody To Love Me“ ernsthaft interpretiert oder die Duran Duran-Legende Simon Le Bon, der im Refrain des mitgrölbaren Titelsongs „Record Collection“ zu hören ist – auch dem 90s-Hip-Hop hat sich Ronson mit seinem neuesten Streich verschrieben. Seien es Cypress Hill-anmutende Klänge in „Glass Mountain Trust” oder auch “Lose It (In the End)”, in dem neben der Stimme des Wahl-New-Yorkers auch Wu-Tang-Clan-Mitglied Ghostface Killah mitwirkt und Hip-Hop sich mit emotionsgeladenem Synthie-Gesang verbindet. Ein tanz- und springbarer Knaller ist der Auftakter und UK-Top-Ten-Hit „Bang Bang Bang“ mit Vocals von Rapper Q-Tip und Sängerin MNDR. Als ein Highlight der RECORD COLLECTION kristallisiert sich „The Night Last Night“ heraus. Die ehemalige Pipettes-Sängerin Rose Elinor Dougall bringt mit Chor und lieblicher Stimme den Vibe der poppigen Sixties auf die Platte und verwischt damit die Spuren eines einheitlichen Konzepts endgültig, auch wenn der rote Faden Ronsons stets hervorschimmert.
Mit einer für den Erfolg prädestinierenden Biographie im Rücken tobt sich Ronson in dieser Plattenkollektion aus. Schon das Cover zeigt hier deutlich die musikalische Priorität. Der Produzent fährt harte Geschütze auf, schnürt ein erstaunliches Paket aus musikhistorischem Background der letzten 45 Jahre – aber brilliert dann doch durch sein Talent, den richtigen Ton in jeglicher Hinsicht zu treffen. Und so kann man leider gar nicht umhin, mit dem sich geradezu aufdrängenden, plakativen Satz zu schließen, den Kaiser-Chiefs-Schlagzeuger Nick Hodgson für diese Platte geschrieben hat:„I only want to be in your record collection…“ Durchaus begründet.
VÖ: 24.09.2010; Smi Col (Sony Music)
Tracklist:
01. Bang Bang Bang 7/10
02. Lose It (In the End) 7/10
03. The Bike Song 6/10
04. Somebody to Love Me 7/10
05. You Gave Me Nothing 6/10
06. The Colour of Crumar 5/10
07. Glass Mountain Trust 8/10
08. Circuit Breaker 5/10
09. Introducing the Business 7/10
10. Record Collection 8/10
11. Selector 7/10
12. Hey Boy 6/10
13. Missing Words 6/10
14. The Night Last Night 8/10
Durchschnitt: 6,6/10
Gesamteindruck: 7,5/10