Anno 2011 holen die vier Glasgower mit ihrem neuen Album EUPHORIC /// HEARTBREAK nun zum zweiten Schlag aus. Dieser gerät – verglichen mit dem Debüt – allerdings eher zu einem leichten Klaps, als zu einem richtigen Stoß.
Die Vorabsingle „The World Is Yours“ ließ das so nicht vermuten: schwermütige Stimmung, stoischer Beat und ein simpler, aber mitreißender Refrain erinnern an die alten Glanztaten. Leider vermag ein Großteil der anderen neuen Stücke dieses Level nicht zu halten. Das liegt zum einen schlichtweg an der Qualität der Songs, die in vielen Fällen einfach nicht richtig zünden wollen. Das siebenminütige „Lots Sometimes“ ist beispielsweise dann doch zu einfach gestrickt: der Song besteht aus einer musikalischen Idee, einer Strophe, die sich stets wiederholt und den Hörer spätestens nach der Hälfte des Stücks ermüdet.
Zum anderen trägt aber auch die Produktion ihren Teil zum Misslingen bei: An den Reglern saß Flood, der bereits für Erasure oder a-ha produzierte und es nicht verstanden hat, die direkte Emotionalität, den ironiefreien Pathos der Band auf Platte zu bannen. Die Produktion klingt eher nach der Art von aufgesetztem Kitsch, wie er seit den 80ern im Pop oftmals als Stilmittel eingesetzt wird: klebrige Synthies, künstlicher Gesang, breite Flächen. Man wird das Gefühl nicht los, dass Flood zu sehr versucht hat, Glasvegas seinen soundästhetischen Stempel aufzudrücken, ohne die Band verstanden zu haben. So klingt das Album streckenweise wie eine Inszenierung der Band durch ihren Produzenten – aber nicht mehr dreckigen Arbeitervierteln in Glasgow. Exemplarisch dafür steht die klebrige Ballade „What Hurts You Through The Night“, die sich mehr nach dekadenter Schampusparty in einem angesagten Londoner Szeneclub anfühlt, als eine durchzechte Nacht in einer schottischen Arbeiterkneipe. Vielleicht hat die Band selbst zu häufig in ersteren gefeiert – unlängst hörte man Stories von Allan, der im Koksrausch vor einem Konzert zusammengebrochen sein soll.
Immer dann, wenn EUPHORIC /// HEARTBREAK an das Debüt erinnert, hat es seine stärksten Momente. Beispielsweise wenn „Euphoria, Take My Hand“, sozusagen der Titelsong der Platte, nach 30-sekündigem Schmachtintro von Allan mit treibender Four-to-the-Floor-Bassdrum und straighter Gitarrenmelodie einsetzt und man sich an die seligen, alten Zeiten erinnert fühlt.
Von diesen Momenten beim nächsten Mal bitte wieder mehr!
VÖ: 01.04.2011; Sony
Tracklist:
01. Pain Pain, Never Again -/10
02. The World Is Yours 9/10
03. You 6/10
04. Shine Like Stars 6/10
05. Whatever Hurts You Through The Night 5/10
06. Stronger Than Dirt (Homosexuality pt.2) 5/10
07. Dream Dream Dreaming 7/10
08. I Feel Wrong (Homosexuality pt.1) 5/10
09. Euphoria, Take My Hand 8/10
10. Lots Sometimes 5/10
11. Change 5/10
Durschschnitt: 6,1/10
Gesamteindruck: 5,5/10