Elbow stellen sich quer: Nach dem großen Erfolg von THE SELDOM SEEN KID hätte man eine weitere Annäherung an radiotauglichen Stadion-Britpop erwarten können. Mit dem renommierten Mercury-Prize im Rücken, der ihnen den Status außergewöhnlicher Songwriter bescheinigt, sowie der Auszeichnung zur „Besten Band“ bei den Brit Awards 2009 war das Quintett aus Manchester schließlich auf dem Weg zu einer festen Größe in der britischen Poplandschaft – weswegen viele von ihnen auf ihrem neuen Album sicherlich Larger-Than-Life-Hymnik à la Coldplay erwarteten. Doch Elbow machen ihr eigenes Ding: Anstelle sich mit eingängigem Material neue Fans zu erspielen, legen sie mit BUILD A ROCKET BOYS! eine sehr introvertierte Platte vor. Guy Garvey und seine Mannen bauen auf einen elegischen Sound, auf reduzierte und schwermütige Momente. Stoischer Minimalismus anstelle von Breitwand-Britpop! Viele Stücke werden von Klangflächen getragen wirken zunächst eher wie Songfragmente. Drummer Richard Jupp wird gar zum Teilzeitarbeiter, da seine Schlagzeugarrangements oft auf ein Minimum reduziert sind. Auf klar erkennbare Songstrukturen oder als solche direkt identifizierbare Refrains verzichtet die Band weitestgehend. Kurzum: BUILD A ROCKET BOYS! ist eine Platte, die es dem Hörer zunächst nicht einfach macht – und die auch keine offensichtlichen (Radio-)Hits enthält. Direkt der Opener „The Birds“ dauert direkt mal satte acht Minuten, ohne dabei so recht auf den Punkt zu kommen. Trotzdem: Wenn man dem Album seine Aufmerksamkeit widmet, kann man sich fallen lassen in die erhabene Schönheit des Elbowschen Klangkosmos und die Wärme von Guy Garveys Stimme. Und dann kann man sie doch entdecken, die kleinen Songperlen, wenn auch erst auf’s zweite Hören. Das melancholisch-verträumte „The Night Will Always Win“ ist zum Beispiel so eine Perle – minimalistisch arrangiert mit elektrischem Piano, Steeldrums und dezenten Percussions, getragen von Garveys Stimme. Mehr nicht. Etwas ausufernder wird es in „Open Arms“: Der Chorus liefert eine der wenigen eingängigen Hooks der Platte – auch dank der tatkräftigen Unterstützung eines großen Chors, der den Leadgesang hier sehr wirksam doppelt. Es ist ein Album, zu dem man schwelgen und träumen kann, auf dem jeder Ton durchdacht wirkt, frei nach dem Motto: Weniger ist manchmal mehr. Ein Album, wie es nur eine erfahrene Band hinbekommt, in der jeder seine Position genau kennt und sich in seine Aufgabe perfekt eingefügt hat.
Den Weg Richtung Stadion werden Elbow so nicht einschlagen können. Aber womöglich wollen sie auch genau da gar nicht hin und haben deshalb mit BUILD A ROCKET BOYS! ein Album gegen den eigenen Hype gesetzt, der im Zuge des Vorgängers um sie entstanden war.
Den Weg Richtung Stadion werden Elbow so nicht einschlagen können. Aber womöglich wollen sie auch genau da gar nicht hin und haben deshalb mit BUILD A ROCKET BOYS! ein Album gegen den eigenen Hype gesetzt, der im Zuge des Vorgängers um sie entstanden war.
VÖ: 15.04.2011, Fiction / Polydor / Universal
Tracklist:
01. The Birds 6/10
02. Lippy Kids 7/10
03. With Love 7/10
04. Neat Little Rows 6/10
05. Jesus Is A Rochdale Girl 7/10
06. The Night Will Always Win 8/10
07. High Ideals 7/10
08. The River 7/10
09. Open Arms 8/10
10. The Birds (Reprise) 5/10
11. Dear Friends 7/10
Durchschnitt: 6,8/10
Gesamteindruck: 7/10
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