Attacke – Wir sind zurück! Ein Ausruf, der ein strategischen Turnaround seitens eines ausgefeilten Marketingplans für die Musik der Band Cloud Nothings nur erahnen lässt. Das alte Hinter- sich- lassen und neue Pläne für die Zukunft schmieden ist die Divise. So dachten es sich die Clevelander, die mit ihrem dritten Album ATTACK ON MEMORY nun in ein etwas betuchteres Genre- Wässerchen übergegangen sind. Dennoch sind sie sich selbst treu geblieben, wenn auch die eigene Note leicht herber geworden ist.
Verantwortlich für den neuen unverkennbaren 90er- Jahre- Grunge und Lo-Fi Sound der Clouds ist kein geringer als Mr. Steve Albino himself. Ein kleiner Vermerk hierzu: Es handelt sich um einen der Musikproduzenten überhaupt, der auch schon zu Zeiten der Nirvana- Ära, diesen mit ihrer letzten Platte zu noch glorreicheren Ruhm verhalf. Es sei gesagt: Der Mann weiß, was gehört werden will und landet nicht zu Unrecht mit seinem feinfühligen Soundgespür oft einen Treffer. Zuvor hatte der damals erst 20-jährige Frontman Dylan Baldi die musikalischen Zügel in seinen Händen, dessen, in Eigenregie, produzierte ersten zwei Alben TURNING ON (2010) und CLOUD NOTHINGS (2011) eher weniger erfolgsversprechend waren. Was bleibt einem also, wenn man sich im übertragenden Sinne nur in eine Richtung bewegt und die Gefahr droht, frontal gegen eine Wand zu setzen? Entweder schlägt man diese ein und schreitet vorwärts oder man lässt es schlicht weg bleiben. Der Rest ist Diplomatie.
So geschehen bei den Albino-Schützlingen. Die Hilfe von außen zeichnet sich aus, was u.a. der Aufmacher “No Future No Past“ beweist. Der Opener beginnt mit einer sanften 10-sekündigen Pianomelodie, die nicht gerade sehr lang anhält. Spätestens sobald das wuchtige Schlagzeug und der satte Bass die sanft-betuchte Melodie zum Scheitern verurteilen. Die, bis dato vorherrschend, düstere Stimmung endet in einer finalen Krawallbürsterei mit Geschrei und ordentlichen Paukenschlägen. Der Screamo- Part von Dylan ist im Finale zwar völlig unkontrolliert, rundet dafür allerdings die intensive und angespannte Stimmung ab. Ganz anders als “No Sentiment“, das vom Gesang und der Komposition her völlig ungezügelt und übertrieben daherkommt und hier mehr wie der Sound einer Jugend-Garagenband wirkt. Die neue Single „Stay Useless“ besticht da positiver durch dessen arttypischen Lo-Fi- Klang im Song selbst und erweist sich als Ohrwurmgarant sowie auch “Fall In“.
Man will ja nicht so oberflächlich sein, nur macht sich der Eindruck breit, dass die Platte bereits bekannt ist. Zweifel, ob sich der zwar jugendlich anmutende Garagenklang über den allgegenwärtigen Sound der namhaften, älteren Genre- Klassiker sich als erfolgsversprechend erweist, wo doch der Genre-Trend womöglich zehn Jahre zu spät entdeckt wurde, sind insofern berechtigt. Die Herausforderung sich durchzusetzen und Erfolg einzuheimsen bleibt für die vierköpfige Band bestehen. Die Willensstärke besitzen sie auf jeden Fall schon mal. Wer nicht wagt auch mal ordentlich Krawall zu machen, um gehört zu werden, der nicht gewinnt.
VÖ: 10.02.12; Wichita / Play It Again Sam (rough trade)
Tracklist:
01. No Future/No Past 7/10
02. Wasted Days 7/10
03. Fall in 7,5/10
04. Stay Useless 7,5/10
05. Separation 6/10
06. No Sentiment 6/10
07. Our Plans 6/10
08. Cut You 7/10
Durschschnitt: 6,8
Gesamteindruck: 7
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