Ein Kind von Fröhlichkeit war sie ja nie. Wenn Soap & Skin singt, dann immer intensiv, düster, nicht von dieser Welt und doch ist das alles kein Vergleich zu NARROW, oder besser: dem ersten Stück „Vater“. Das unbestrittene Lowlight des neuen Albums, ohne Frage. Vielleicht sogar das beste deutschsprachige Stück der letzten Jahre. Mehr Emotion geht nicht. Fünf Minuten Seelenqualen, fünf Minuten, die einem die Sprache verschlagen, fünf Minuten, in denen alles gesagt wird, was man nach dem Verlust eines geliebten Menschen nur sagen oder fühlen könnte. Emotionaler Kahlschlag. Wenn man ein Lied der Österreicherin kennen sollte, dann dieses. „Ich trink‘ auf dich dutzende Flaschen Wein / und will doch viel lieber eine Made sein / der Sarg fällt zusammen / die Blumen fallen in die Wangen […] Ich wart‘ auf dich / wann kommst du wieder Heim?“. Vergleichbar nur mit Mahlers Kindertotenliedern oder Wagners „Tristan & Isolde“, jener Szene in der Isolde ihren Geliebten für tot hält – ja, nicht einmal der von den Medien oft zitierten Nico gelang es, solche Traurigkeit auszulösen. Alle anderen Stücke der EP – sie alle sind ebenfalls wenig fröhlicher und doch auf seltsame Art tröstend. „Voyage Voyage“, wahrlich entrückter als das Original, fängt den Hörer auf, eine Platte zwischen analoger Wärme und elektronischer Kälte. NARROW sollte auch die letzten Zweifler von der Bedeutsamkeit von Soap & Skin überzeugen. Einen dunkleren Ort wird man so schnell nicht finden.
VÖ: 10.02.2012; Play It Again Sam (rough trade)
Tracklist:
01. Vater
02. Voyage Voyage
03. Deatmental
04. Cradlesong
05. Wonder
06. Lost
07. Boat Turns Toward The Port
08. Big Hand Nails Down
Gesamteindruck: 9,5/10
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