Momentan gibt es viele neue deutsche Singer/Songwriter. Ob Bendzko, Bourani, Poisel oder Hauer, alle erfreuen sich mehr oder weniger großer Beliebtheit bei den überwiegend weiblichen Fans unter 30 Jahren. Und jetzt gibt es da auch noch jemand, der sich Max Prosa nennt. 22 Jahre jung und hört auf den bürgerlichen Namen Max Podeschwig. Er machte das Abitur mit 17, brach ein Physikstudium ab, um sich der Philosophie zuzuwenden. Darüber kam er zur Musik. Durch seine melancholischen Texte, seinen nuscheligen Gesang, aber vor allem durch die Optik und sein Gitarren- und Mundharmonikaspiel wird er von der Presse bereits jetzt gern mit Bob Dylan verglichen. Als Support für u.a. Clueso konnten er und seine Band Liveerfahrungen sammeln und auf sich aufmerksam machen. Das Debüt-Album PHANTASIE WIRD SIEGEN ist seit dem 27.01.12 auf dem Markt. Songs daraus werden in der ausverkauften Werkstatt in Köln dargeboten. Auffallend junge Frauen und Mädchen tummeln sich in den vorderen Reihen, als Stefan Ebert als Support den Abend eröffnet.
Stefan Ebert spielt nur mit E-Gitarre und solo Lieder über Tagesplanungen, die nicht aufgehen, oder Frauen die einen unmöglichen Freund haben, obwohl sie lieber ihn nehmen sollten. Es erinnert etwas an die Zusammenstellung von DIE ÄRZTE FRÜHER. „Teenager Liebe“ der Ärzte würde perfekt in das Repertoire von Stefan Ebert passen. Es überwiegt der Humor und nicht die Melancholie. Bei seinen Songs und durch seine guten Moderationen schafft er es, das Publikum zum Mitmachen zu bewegen. Kein musikalisches Highlight, aber unterhaltsam und kurzweilig. Durchaus ein gelungener Support von Stefan Ebert, der in Max Prosas Band die Keyboards spielt und an der Gitarre unterstützt.
Um 21:20 Uhr beginnt Max Prosa sein Konzert mit dem Song „Flügel“ und die Fans sind sofort bei ihm. Textsicher wie selten bei Konzerten begleitet das Publikum ihn durch sein Set, welches neben fast allen Nummern des Debüts auch einige neue Stücke enthält. Prosa erzählt aber auch kurze Geschichten, welche musikalisch begleitet werden. Hierbei spricht er jedoch eher, als dass er singt. Dabei kann es z.B. um einen lausigen Kapitän gehen, welcher sinnlos mit seinem Segelboot im Meer herumtreibt oder auch um ein Cafe und seine Geschichten. Diese trägt Prosa überwiegend dramaturgisch dar, so dass kein Kitsch aufkommt. Ein Lied darf Erez Frank, der Bassist in der Band, präsentieren. Zu diesem Lied sollen sich alle hinsetzen, damit Romantik einkehren kann. Frank stammt aus Israel, ist des Deutschen nicht mächtig und singt seine Ballade auf Französisch. Die Geschichten und die Ballade zeigen, dass Prosa Wert legt, vielseitig zu agieren und nicht nur sein Album herunterzuspielen. Besonders viel Beifall bekommt Prosa bei den Songs „Visionen von Marie“ und „Schöner Tag“. Eine gut zusammenspielende Band. guter Sound und ein Publikum, welches sich auf das Konzert freut, lassen Prosa sehr gut aussehen. Der Einsatz von Instrumenten wie ein Vibraphon (ähnelt optisch einem Xylophon, klingt aber wie eine Marimba aus Stahl) und ein Kontrabass unterstreichen den Eindruck, mit Max Prosa an einen Künstler geraten zu sein und nicht an ein One-Hit-Wonder. Dadurch, dass Prosa immer für Abwechslung auf der Bühne sorgt und kein Freund großer Reden zu sein scheint, kommt einem sein zweistündiges Set nicht lang vor. Zwei Stunden kurzweilig auf die Bühne zu bringen, wenn man vor einem Monat das erste Album veröffentlichte, ist eine beachtliche Leistung. Den Vergleich mit Poisel oder Bendzko braucht Max Prosa auch nicht zu scheuen und trotzdem passt dieser nicht wirklich. Während die beiden hervorragende Vertreter von Popmusik mit weichem Gesang sind, versteht sich die Musik und Stimme Prosas eher als verstörend, deutlich tiefer und überhaupt nicht rund. Prosa will anecken, nörgeln, aufwecken. Zum deutschen Dylan macht ihn das noch lange nicht, die Richtung ist aber schon sehr gut.
Foto: Tino Sieland
Mehr zu Max Prosa
Beim nächsten Mal willst Du dabei sein? Tausende Konzerttickets gibt es hier: