Zum 20-Jährigen Geburtstag gönnt sich INTRO in Berlin und Köln ein Festival mit zahlreichen Acts zwischen Indierock und Electro. Leider bandmäßig nicht deckungsgleich – mussten die Zuschauer in Köln doch auf Peter Licht verzichten, der am Abend zuvor noch die Berliner Fans begeistern konnte.
In Köln ist das E-Werk maximal zu einem Drittel gefüllt, als das Ein-Mann-Projekt Porcelain Raft beginnt. Der Italiener Mauro Remid steht Pate für das Projekt und sampelt außer die E-Gitarre diverse Instrumente mittels Keyboard und Drum-Computer dazu. Auch wenn es vor allem stimmliche Ähnlichkeit mit Coldplay gibt, ist sowohl für Freunde der Singer-/Songwritermusik als auch für die Fans der elektronischen Musik nicht genug Klasse vorhanden, um das jeweilige Genre würdig vertreten zu sehen.
Deutlich gefüllter ist die Halle beim Auftritt von Little Boots, einer 27-jährigen Engländerin mit Chartserfahrungen in ihrem Heimatland. In ihren Songs mischt sie Electropop mit einem hohen Anteil an Wave und Darkwave, so dass die Songs mühelos auch auf einem Gothic-Festival gespielt werden könnten. Die Begeisterung des Publikums hält sich aber auch hier noch in Grenzen.
Mit dem darauffolgenden Thees Uhlmann werden die Elektropfade erstmals verlassen und auch die Zuschauer werden langsam aktiver. Der Tomte-Sänger veröffentlichte vor einigen Monaten ein beeindruckendes Soloalbum und trägt einige Songs daraus im akustischen Gewand vor. Darüber hinaus ist er an dem Abend der erste Künstler, der mit dem Publikum spricht, stolz erzählt, dass sein Album Goldstatus erreicht hat und er bleibt der Einzige, der INTRO erwähnt und huldigt an diesem Abend. Die Musik von Thees Uhlmann muss man nicht mögen, aber dass er sein Publikum ohne Mühe unterhalten kann, dürfte dem geneigten Musikfan nicht erst seit gestern bekannt sein. So schafft er es auch heute scheinbar mühelos die Zuschauer auf seine Seite zu bringen. Aus „Die Toten auf dem Rücksitz“ schabernackt er Torten auf dem Rücksitz und bedankt sich artig bei Casper, als er deren gemeinsamen Song „& Jay-Z singt uns ein Lied“ anstimmt. Am Schluss seines Sets geht Uhlmann „fremd“ und spielt mit Gitarre und Mundharmonika den Tomte-Song „Die Schönheit der Chance“.
Einen besseren Support als Thees Uhlmann können sich indes Maximo Park nicht wünschen: mittlerweile ist die Halle gefüllt und die Konzertbesucher heiß. Maximo Park geben dem Publikum, wonach es lechzt: Ein Konzert. Also ein richtiges. Waren die vorherigen Auftritte vielmehr Gigs ohne großen Wert auf Lichteffekte oder Bühnenshow, fegt für die nächsten rund 60 Minuten Sänger und Frontmann Paul Smith über die Bühne, als wäre es der letzte Auftritt seines Lebens. Geschickt mischen die Briten unter all ihre Hits drei neue Lieder, welche aber nur mäßig Anklang finden. Der Stimmung insgesamt tut das aber keinen Abbruch, im gewohnten Bühnenoutfit (Anzug und Hut) singt Smith, geht mit dem Publikum auf Tuchfühlung und treibt immer wieder Band und Publikum auch mit Ansagen auf Deutsch an. Eine sehr gute Lightshow und häufig eingesetztes Stroboskop-Blitzlicht unterstreichen das Gefühl, auf einem Rockkonzert zu sein. Eines, bei dem Maximo Park alle Register ihres Könnens ziehen und eine unter dem Strich großartige Show abliefern.
Während sich in der Nebenhalle im Verlauf des Abends parallel Matias Aguayo, Stabil Elite und Mouse On Mars vergnügen, kommen mit den Dreampoppern M83 die Headliner für die Zuschauer in der großen Halle. Genreübergreifend bekannt geworden sind M83 wohl durch den Song „Midnight City“ vom aktuellen Album HURRY UP, WE’RE DREAMING. Das Erfolgsrezept von M83 ist die Mischung zwischen elektronischer und handgemachter Musik. Das Quartett setzt Instrumente und Synthesizer in Abwägung so gezielt ein, dass es perfekt harmoniert und dem Konzertbesucher Dreampop in Perfektion bietet. Die Setlist bietet einen schönen Querschnitt über ihrer vier bislang erschienenen Alben, auch wenn mit fünf Tracks schon das aktuelle Album im Mittelpunkt steht. Sehr laut und etwas brachial beenden M83 um weit nach Mitternacht die Darbietungen auf der Hauptbühne.
Auch wenn die Konzerte vorbei sind, ans nach Hause gehen denkt im E-Werk noch niemand, denn hier sorgen jetzt DJ-Sets von Simian Mobile Disco und Mike Skinner (The Streets) dafür, dass den feierwütigen Kölnern geholfen wird. Auf der Aftershow-Party im Kölner Club „Gewölbe“ rocken Simian Mobile Disco darüber hinaus noch einmal vier weitere Stunden lang die Tanzfläche.
Fazit: Happy Birthday! INTRO lässt sich feiern und für schlappe 20 Euro war für jeden Geschmack etwas dabei.
Fotograf: Daniel Berbig (www.berbig-photographie.de)
Thees Uhlmann
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