Bereits zum dritten Mal verschlägt es Noel Gallagher im Rahmen der Tour mit seinem Soloalbum und den High Flying Birds nach Deutschland. Was aber letzten Dezember noch mit einem rappelvollen Kölner Palladium begann, sieht am Mittwochabend in Düsseldorf leider etwas anders aus: gerade mal zur Hälfte will sich die Mitsubishi Electric Halle füllen. Schade, denn obwohl sich Noel in der bekannt emotionslosen gallagher‘schen Art sowie sichtlich erkältungsgeplagt durch sein Set spielt, ist es doch genau jenes, welches mit so vielen Highlights gespickt dafür sorgt, dass man an diesem Abend nicht gefehlt haben möchte.
Zunächst gehört die Bühne jedoch dem gerade mal 18-jährigen Singer/Songwriter Jake Bugg, der in England bereits als der neue Shooting Star gehandelt wird. Sein 60er-Jahre-geprägter Sound und Referenzen an die Beatles, Bob Dylan oder Oasis lassen schnell klar werden, dass dieser Support Act hierher passt, wie die Faust aufs Auge. Und so findet er unter den Düsseldorfern so einige interessierte Zuhörer, die sich bei Titeln wie „Lightning Bolt“ zu ersten Gefühlsregungen hinreißen lassen. Diese nehmen dann schlagartig zu, als pünktlich um 21 Uhr Noel Gallagher mit seinen High Flying Birds zur Tat schreitet. Größtenteils in Form von ausgiebigem Mitsingen und ohne größere Tumulte; man ist eben auch in den vorderen Reihen gesitteter geworden, als noch zu Oasis-Zeiten. Noel braucht wie immer keine ausgiebigen Publikumsansprachen, lässt sich aber doch auf eine ziemlich amüsante Interaktion mit Fans ein, die Wünsche betreffend die Songauswahl äußern. „Slide Away“ und „The Masterplan“ werden gefordert, sogar 100 Euro geboten. „Sehe ich aus, als ob ich 100 Euro brauche? Aber ich geb dir 1000 Euro, wenn du die Klappe hältst“ kontert Gallagher und überlegt, ob er nicht doch demnächst direkt am Eingang Setlisten verteilen sollte.
Musikalisch bleiben keine Wünsche offen. Oasis-Songs wie „Supersonic“, „Talk Tonight“ und „Half The World Away“ sorgen allseits für leuchtende Augen. Doch auch die High Fying Birds-Stücke haben längst ihren Weg in die Herzen der Fans gefunden, da ist man sogar bei der B-Seite „The Good Rebel“ größtenteils textsicher. Der stimmungsmäßige Höhepunkt soll allerdings den Zugaben vorbehalten bleiben. „Whatever“ und „Little By Little“ lassen dann endlich so einige die Arme in die Luft reißen und standesgemäß verwandelt „Don’t Look Back In Anger“ die Mitsubishi Electric Halle in einen riesigen Chor, wobei Noel selbst erst gar nicht dazu ansetzt, den Refrain mitzusingen. Nein, es war nicht eines dieser außergewöhnlichen, großartigen Konzerte, die in die Geschichte eingehen. Aber für solch eine Durchschnittsshow würden Andere ganz sicher töten.
Titelbild: Manuel Kalb
Setlist:
It’s Good To Be Free
Everybody’s On The Run
Dream On
If I Had A Gun
The Good Rebel
The Death Of You And Me
Freaky Teeth
Supersonic
D’Yer Wanna Be A Spaceman?
(I Wanna Live In A Dream In My) Record Machine
AKA… What A Life!
Talk Tonight
Soldier Boys And Jesus Freaks
AKA… Broken Arrow!
Half The World Away
(Stranded On) The Wrong Beach
Let The Lord Shine A Light On Me
Whatever
Little By Little
Don’t Look Back In Anger
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