Am Mittwoch startete die zehnte Ausgabe der c/o pop und das bedeutet 5 Tage lang Bands, DJs und Begleitveranstaltungen mitten in Köln und an vielen ungewöhnlichen Orten wie dem Millowitsch-Theater oder der Kölner Philharmonie. Wir sind für Euch dabei und tickern von den Gigs.
+++Sonntag, 23.06.2013: Lukas Graham spielt vor recht überschaubarer Kulisse in der Kölner Live Music Hall. Gefühlt wollen 300 Besucher den Kopenhagener samt Band sehen. Der erzählt den teilweise minderjährigen Anwesenden dann, dass die wichtigste Erfindung der Menschheitsgeschichte nicht etwa das Rad war, sondern Pilsener. Also das Bier an sich sei ein Segen . Musik gibt es neben so viel Weisheit selbstverständlich auch: Die Band ist gewohnt gut eingespielt, Lukas stimmlich top, es gibt alle Hits des aktuellen Albums zu hören – uns hat’s jedenfalls Spaß gemacht!
Ziemlich effektvoll ist der Klangbeitrag, den Efterklang zeitgleich in der Kölner Philharmonie abliefern. Scheinbar schwerelose Gitarren-und nachhallende Synthieklänge zeigen bis heute ihre Nachwirkung. Die altehrwürdige Location wirkt verzaubert und wir fühlen uns schwerelos. Dieser leicht verwirrte Wesenszustand verdichtet sich im weiteren Verlauf des Abends und findet seinen Höhepunkt in einer fantastischen Zugabe, der im Anschluss mit Standing Ovations gedankt wird. Ein würdiger Abschluß eines gelungenen Festivals!
+++ Samstag, 22.06.2013: Culture, Chichi und viel Charisma. Das gesamte Belgische Viertel ist an diesem Tag belebter denn je. Sämtliche Boutiquebesitzer sind an diesem Tag mit involviert, um die Chic Belgique im Rahmen der c/o pop erfolgreich umzusetzen. Das Konzept ist ganz einfach: Man stellt zunächst ein bunt gefülltes Programm mit möglichst vielen Interpreten zusammen und verteilt diese auf die einzelnen Designerläden auf. Die kleinen Gigs finden so schon mal gemütlich zwischen Blümchenkleidchen und Schaufensterfronten oder sogar auf Podesten umgeben von Kleiderstangen und Kartons statt. Große Verkaufseinbußen muss keiner an diesem Tag einstecken. Die Besucher scharren sich regelrecht um die Interpreten wie Paon, Sparkling, Fenster, Den, Mehawk und Dagobert, um nur einige zu nennen. Im Grunde genommen belebt doch diese Art von Konzerten, die vor allem für jeden frei zugänglich sind, die Kaufkraft und sind gleichzeitig Aushängeschild für die Stadt Köln. So ähnlich hat es auch Fabian L., Frontsänger der Band Neufundland, ganz treffend auf den Punkt gebracht.
Denn weitaus mehr Fläche für talentierte Nachwuchskünstler bietet der Red Bull Tourbus in diesem Jahr für Neufundland. Die leicht sozialkritischen Phrasen der jungen Herren aus der lokalen Umgebung erzählen von Alltagsgeschichten und Unzulänglichkeiten aus dem Leben. Klingt nach hartem Tobak? Im Gegenteil. Der Bus hat an genau der richtigen Stelle geparkt und ein tolles Konzert in die Stadt geholt, welches die c/o pop um einen tollen Programmpunkt mehr bereichert. +++
+++ Freitag, 21.06.2013: Im skurrilen, aber durchaus heimeligen Ambiente des Volkstheaters Millowitsch sorgen SIZARR für gute Stimmung. In einer überdimensionierten Stuhlkreisrunde überzeugen die jungen Musiker aus Landau (Pfalz) mit Charme und ihrem mitunter schwermütigen Synthiepop und sorgen letztlich dafür, dass die Mehrheit der Zuschauer trotz Bestuhlung den Auftritt tanzend im Stehen verfolgt. Nur die vehement geforderte Zugabe muss dem straffen Zeitplan weichen.
Parallel verschiebt sich im Gloria Theater wieder einmal der Zeitplan am Freitagabend um eine halb Stunde nach hinten raus. Ob es geplant war oder nicht. In jedem Fall haben die Besucher, die seit Opening das Gloria aufgesucht haben, noch zweieinhalb Stunden auf den Headliner When Saints Go Machine zu warten. Ob sich das Warten ausgezahlt hat, bleibt an dieser Stelle unkommentiert.
Der Start der vier Dänen ist mit technischen Problemen versehen, sodass diese nach 2 Songs von der Bühne gehen. Der zehnminütige Boykott der Band, die sich ohne Erklärung oder Entschuldigung irgendwann bequemen, die Bühne wieder zu betreten, sorgt für viel Rumoren in der Menge. Vielleicht liegt es an der Attitüde, die Hand in Hand mit ihrem düsteren, urbanen Electro-Pop einhergeht. Mit neuem zweitem Album im Gepäck und den Top Titeln wie „Iodine“ und „Kelly“ zeigt die Band dennoch, dass sie sich auch auf internationalem Terrain durchaus blicken lassen darf und kann. Nur an ihrer wortkargen Präsentation und kühl temperierten Emotionen auf der Bühne könnte man noch etwas feilen. +++
Donnerstag, 20.06.2013: +++ Bei OK KID umsonst & draussen am Hans-Böckler-Platz passt die Stimmung zum lauen Sommerabend. Die Crowd stimmt sich auf eine grandiose c/o pop-Party und Konzertnacht ein. Genau eben jene erleben alle Besucher von A Tribute To Gil Scott Heron im gut besuchten Club Bahnhof Ehrenfeld. Großen Applaus gibt es für die Soulsisters NELY&NORA.
Etwa zeitgleich lässt es Apparat im altehrwürdigen Millowitsch Theater deutlich ruhiger angehen. In passendem Ambiente spielen er und seine Band „Krieg und Frieden“ – Tolstoi meets Electronic meets Geigen meet Polstersessel. Diaprojektionen und Streicher included.
Bei We Were Promised Jetpacks im Gloria ist die Kulisse dann sehr überschaubar und auch die Band lässt deutlich zu lange auf sich warten, gegen 23.30 Uhr starten sie dann aber doch noch. Während draußen Starkregen über Köln niedergeht, versöhnen die wie immer spielerisch starken Jetpacks alle erschienenen Anwesenden mit einem epischen Konzert in familiärer Runde +++
Mittwoch, 19.06.2013: +++ Hitziger Beginn im Stadtgarten: Bei Hitzerekorden außerhalb ist es auch drinnen ähnlich schweißtreibend. THE BIANCA STORY sorgen mit ihrem mitunter rockigen Synthiepop für erste gemeinsame Mitsing- und Mitklatschmomente. Die können was, die Schweizer! RETRO STEFSON setzen da zu später Stunde noch einen drauf: Gruppentanz mit Dame im Publikum, während die sieben Isländer gut gelaunt auf der Bühne die Animateure geben. Passender Einstieg für das c/o pop-Festival 2013 +++