Auf ihrem nunmehr sechsten Longplayer DIE KNOWING besinnen sich Comeback Kid mithilfe ihres Mitbegründers Scott Wade auf ihre Wurzeln, was wider Erwarten sehr erfrischend klingt.
Winnipeg irgendwo „in the middle of nowhere“ in Kanada muss schon ein ganz furchtbares Nest sein. Entweder man widmet der Stadt, wie John K. Samson von den Weakerthans es getan hat, einen Song, der die Hassliebe wunderbar in Worte fasst, oder aber man schließt sich zu einer Band zusammen, die ihre Wut in die weite Welt hinausschreit. Für letzteres haben sich Comeback Kid entschieden – und sie tun es mit ihrem nunmehr sechsten Longplayer DIE KNOWING wütender als je zuvor.
So prügeln sich die Jungs um Shouter Andrew Neufeld das komplette erste Drittel durch die Platte, ohne auch nur einen Gedanken an irgendwelche Melodiebögen zu verschwenden. Vielmehr werden einem Metalriffs und Breaks um die Ohren gehauen, bei denen selbst eingefleischten Comeback Kid-Fans ob der Wucht der Songs die Spucke wegbleiben dürfte. Orientiert wird sich nicht an irgendwelchen trendigen Post-Hardcore-Bands, sondern an Old School Heroen wie Sick of it All – ein Umstand, der den fünf Jungs aus Winnipeg äußerst gut zu Gesicht steht. In Zeiten, in denen die Szene auf der einen Seite vom Post-Hardcore rund um die „The Wave“-Bands und auf der anderen Seite von neueren Formationen à la Deez Nuts und Konsorten dominiert wird, wirkt Comeback Kids Rückbesinnung auf den Old School-Hardcore wider Erwarten sehr erfrischend. Der eine oder andere Hörer wird bemängeln, dass DIE KNOWING Hits wie „Wake the Dead“ fehlen. All denen sei jedoch gesagt, dass Comeback Kid in den zwölf Jahren ihres Bestehens nie über irgendwelche Hits funktioniert haben. Die Nähe zu ihren Fans, unermüdliches Touren und äußerst energiegeladene Liveshows sind es, was neben der stetig hohen Qualität der Platten die große Beliebtheit des Fünfer-Kanadiers begründen.
Bevor Comeback Kid zum Ende von DIE KNOWING, insbesondere in den großartigen Songs „Unconditional“, „Didn’t Even Mind“ und „Sink In“, ihr Talent für Melodien wiederentdecken, kanalisieren sie mit „Somewhere In This Miserable…“ nochmal alles, was diese Platte im Gesamtbild ausmacht. Eine Dampfwalze, die das sprichwörtliche Rad zwar nicht neu erfindet, die aber auf gewohnt hohem Niveau daherkommt und zeigt, wie erfrischend Old School Hardcore klingen kann.
Ohr d’oeuvre: Somewhere In This Miserable…/ Unconditional/ Didn’t Even Mind/ Sink In
VÖ: 07.03.2014; Victory Records
Tracklist:
01. Die Knowing
02. Lower The Line
03. Wasted Arrows
04. Losing Sleep
05. Should Know Better
06. I Depend, I Control
07. Somewhere In This Miserable…
08. Beyond
09. Unconditional
10. Didn’t Even Mind
11. Full Swing (feat. Scott Wade)
12. Sink In
Gesamteindruck: 7,5/10
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