Verdammt, auf Platte klingen sie schon ziemlich gut. Aber live…
Die genialische Sängerin Nina Walser mit ihrem Partner in Crime, Gitarrist Thomas Westner, spielen anscheinend schon längere Zeit unter dem Namen FRIENDS OF GAS zusammen. Was sie jetzt aber, erweitert um die fantastische Rhythmus- und Effektfraktion, bestehend aus Veronica Burnuthian (Gitarre), Erol Dizdar (Schlagzeug) und Martin Tagar (Bass), auf die Bühne bringen, muss man definitiv als einen der besten neuen deutschen Liveacts bezeichnen.
Das Doppelkonzert von Friends of Gas und Gewalt im Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation (Zakk) ist für einen Montagabend durchaus gut besucht. Circa 120 Besucher stehen im kleinen Clubraum der alternativen Bastion, die im Düsseldorfer Stadtteil Flingern-Süd beheimatet ist. Vor dem macht die allgemeine Gentrifizierungs-Welle auch nicht Halt. Davon kann man halten was man will. Im FOG-Song „Ewiges Haus“ heißt es in einem Fehlfarben-Update passenderweise: „Geschichte wird gemacht. Doch nicht von mir. Und nicht von Dir.“
Die routinierte Produktion von FATAL SCHWACH, dem Debütalbum von FRIENDS OF GAS, wird der unglaublichen Livequalität der Band, die sie beim heutigen Konzert an den Abend legen, leider nicht ganz gerecht. Das Schlagzeugspiel von Erol Dizdar und die Effekte von Gitarristin Veronica Burnuthian werden mit einer unglaublichen Präzision ausgeführt. Wenn man die Band mit Surrogat oder Messer vergleicht, ohne diese Bands klein machen zu wollen, kann das vielleicht in Bezug auf ihre Platte angemessen sein. Ihre Live-Performance muss sich allerdings nicht vor den Fähigkeiten von Genregrößen wie Gang of Four oder DAF verstecken. Der Versuch, Nina Walsers beispiellosen Gesang in eine passende Schublade zu stecken, ihm ein passendes Etikett aufzukleben, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Vielleicht erbarmt sich ein Daniel Richter und stattet die Band für die zweite Platte, mit dem Budget für eine angemessene Produktion aus.
Ach ja – Patrick Wagners GEWALT waren auch da. Deren Show, die nachdem der Meister persönlich die Bühne mit Blaulichtern und großen Boxen ausgestattet hat, nach einer etwas längeren Umbaupause beginnt, hat gegenüber dem letzten Auftritt (Club Scheiße, Köln), dem ich bewohnen durfte, deutlich an Dramatik und Intensität gewonnen. Ob das jetzt an der höheren Lautstärke oder dem, bis auf die verfickten Blaulichter, abgedunkelten Saallicht liegt… ich weiß es nicht. Nach Lied zwei („Verheimlichung“) kann ich leider am heutigen Abend nicht weiter an der ohrenbetäubenden Katharsis- Psychiatrie-Disko teilnehmen. Dafür war das erste Konzert einfach zu umwerfend.