Während das Debüt HOLY der Münchner von Blackout Problems 2016 sich vordergründig mit gesellschaftskritischen Inhalten beschäftigt, dreht sich auf dem Nachfolgewerk KAOS alles um chaotische Gefühlswelten.
Der inhaltlich engeren Perspektive steht dabei jedoch ein wesentlich facettenreicherer Sound gegenüber. Der gitarrenlastige Alternative-Sound, der dabei stets auch das Schlagzeugspiel von Drummer Michael in den Vordergrund rücken lässt, mit seiner gewissen Poppunk-Sensibilität ist geblieben. Hinzu gekommen sind nun stellenweise elektronische Klänge. Verabschiedet haben sich die oft ins hymnenhafte ausufernden Refrains. Das Ergebnis ist eine unheimlich dynamische Platte, die an allen Ecken und Enden überraschende Hooks, heimliche Effektspielereien und eine wahnsinnige Detailverliebtheit versteckt hält. Mit KAOS beweisen die Blackout Problems sich nicht mehr als “nur” sehr gute Alternative Band, sondern auch als talentierte Songwriter, die durchaus dazu in der Lage sein können, die Grenzen ihres Genres zu erweitern. Anstatt, wie auf HOLY, durch hymnische Passagen zum Teil die Bodenhaftung zu verlieren, bleibt KAOS subtiler und wirkt dadurch nicht nur reifer, sondern auch klüger und gekonnter komponiert.
Der einzige Kritikpunkt an der Platte sind die Texte. Die sehr einfach gehaltenen Lyrics stehen in allzu krassem Kontrast zu der detailreichen Instrumentierung. Auf HOLY konnten die Texte in einem Song wie “Into the Wild” noch zum Nachdenken bewegen oder mit “The King” in emotionale Stürme stürzen. Dazu sind sie auf KAOS bei Weitem nicht mehr in der Lage. Dazu fehlt ihnen einiges an Schlagkraft. Eher schlaff und kraftlos kommen die phrasenhaften Lyrics mit zum Teil inhaltsleer anmutenden Zeilen daher. So kommen sie über einen Platzhalterstatus nicht hinaus und tröpfeln im Hintergrund bedeutungslos vor sich hin in Nichts. Da bleibt keine Zeile im Gedächtnis hängen. Um der musikalischen Qualität der Platte etwas anzuhaben, sind die Texte dennoch zu harmlos. So bleibt KAOS ein wahnsinnig gutes Album!
VÖ: 15. Juni 2018, Munich Warehouse/ Cargo Records, https://www.blackoutproblems.com
Tracklist: How are You Doing/ Kaos/ 911/ Difference/ Limit/ Kontrol/ Queen/ Sheep in the Dark/ Holly/ Sorrow/ Gutterfriends/ Charles
Unsere Wertung
Ohr d’Oeuvre: 911/ Sorrow/ Gutterfriends/ Charles
Gesamteindruck: 8/10