– Volkswirkschaft –
DAWOS weiter geht…..
Wir schreiben das Jahr 2022. Die Pandemie hat uns zwar immer noch fest im Griff, aber endlich dürfen Festivals wieder in gewohnter Form stattfinden. Im Falle unseres Lieblingsfestivals, dem Haldern Pop Festival am Niederrhein, heißt das: Alter Reitplatz, Spiegelzelt, Niederrheinzelt, Pop Bar, Marktplatz und Kirche.
Bei treuen Haldern Gängern steigt der Puls nur bei der Nennung dieser Orte. Aber trotzdem ist gefühlt irgendwie noch nicht alles beim Alten. Die Leute sind vorsichtiger bei den Ticketkäufen geworden. Das Festival ist im Gegensatz zu vielen Vorgängerausgaben noch nicht ausverkauft. Schaut man sich im eigenen Freundeskreis um, so fällt auf, dass die Gruppe, die in diesem Jahr ins Lindendorf (ein)fällt, deutlich kleiner ist als noch 2019 beim letzten Festival auf dem Reitplatz. Die Gründe dafür sind vielfältig, aber es scheint auch in Haldern so zu sein, dass man sich im Gegensatz zu den späten 2010er Jahren wieder auf eine stärkere Publikumsansprache im Vorfeld besinnen muss.
Ein Ergebnis dieser Entwicklung ist, dass das Festival in diesem Jahr ein Kontingent an Tagestickets anbietet. Hier reagieren die Veranstalter auf die große Nachfrage nach Tagestickets, die sicherlich, neben Corona-Ängsten, auch dem Termin außerhalb der Sommerferien in NRW geschuldet ist.
Dass die Veranstalter des HPF22 das Festival vor dem Hintergrund der Pandemie geplant und dabei auch noch vorhandene Ängste der Besucher*innen mit in den Blick genommen haben, zeigt sich darin, dass es sehr wenige Konzerte in der doch engen PopBar geben wird. Dafür wird, nach den guten Erfahrungen im letzten Jahr, der Marktplatz als weiterer Spielort etabliert. Außerdem wird es eine Aufwertung im Leinwandbereich vor dem Spiegelzelt geben, so dass diejenigen, denen ein volles Spiegelzelt zum momentanen Zeitpunkt noch zu unsicher ist, dort einen Platz finden, um die Konzerte trotzdem genießen zu können.
Wir werden in unserem Vorbericht, anders als in den vergangenen Jahren, nicht im Einzelnen auf die Künstler*innen eingehen, die am zweiten Wochenende im August die Bühnen des Haldern Pop bespielen.
Dies hat mehrere Gründe. Zum einen bringt die Pandemie eine derartige Dynamik in die Festivalplanung, dass sich sicherlich noch einige wenige Dinge im Line Up verschieben werden. Zum anderen sind wir der Meinung, dass in diesem Jahr, vielleicht noch mehr als sonst, die Gemeinschaft, die Gespräche und das Zusammensein im Mittelpunkt steht. Versteht uns nicht falsch, klar ist, dass das HPF22 ein Festival mit einem herausragenden Programm ist und natürlich sind wir uns darüber bewusst, dass wir hier einen Vorbericht für ein „Musikfestival“ schreiben – aber für viele ist das Haldern Pop eben mehr. Es ist ein Zurückkehren an einen Ort, den man liebgewonnen hat und an dem man viel zu lange nicht mehr war. Es sind die Treffen mit Menschen, die man wie selbstverständlich einmal im Jahr bei Bäcker Janssen, im Doppeladler, in der Duschschlange, am See oder einfach auf dem Zeltplatz getroffen hat und auf die man sich mindestens genauso doll freut, wie auf den Headliner im Spiegelzelt. Diese Selbstverständlichkeit ist in den letzten gut zwei Jahren verloren gegangen und es gilt, sie sich in diesem Jahr zurückzuerobern. Daher werden die Begegnungen vielleicht noch intensiver sein als sie das waren, als es eine Selbstverständlichkeit war. Man hat sich viel zu erzählen und vielleicht hat man sich noch mehr zuzuhören. All das ist es, worauf man sich freut und was den Begriff „Volkswirkschaft“, dem diesjährigen „Motto“, mit Leben füllt.
Eine Anekdote am Rande: Wir waren vor zwei Wochen beim Parookaville Festival in unserer Heimatgemeinde Weeze. Ein Festival, das absolut seine Berechtigung hat, von den Dimensionen und der Herangehensweise aber nicht mit dem Haldern Pop zu vergleichen ist. In der Zeit, in der wir (in unserer Heimatgemeinde) auf dem Festivalgelände waren, haben wir NIEMANDEN getroffen, den wir kannten. Nicht falsch verstehen, hier geht es nicht um Parookaville Bashing, es geht einfach darum deutlich zu machen, dass in Haldern im Vergleich zu anderen Veranstaltungen die gewachsene Gemeinschaft eine zentrale Rolle spielt.
Haldern ist der Gegenpol zu „krass“, „mega“ und „geil“. Es ist das Festival, bei dem die Helfer*innen zusammen mit dem Publikum und den Künstler*innen aus Kleinigkeiten Momente erschaffen.
Trotzdem, natürlich ein, zwei Sätze zum Line Up.
Das Haldern Pop Festival ist dafür bekannt, dass es mit dem Line Up nicht mit der sprichwörtlichen Tür ins Haus fällt. Wie oft hat man vorab in seiner kleinen Haldern Bubble den Satz gehört: „Ich kenn kaum eine Band in dem Line Up“, um dann im Anschluss an das Festival festzustellen, dass man unglaubliche Konzerte von unbekannten Bands gesehen hat. Für das Festival braucht man einen gewissen Entdeckergeist und das weiß man, wenn man sich eine Karte kauft. Entsprechend offen für neue Entdeckungen ist das Publikum auch Jahr für Jahr. In diesem Jahr kommen die Freunde des Postpunks sehr auf ihre Kosten. Im Grunde findet sich im Line Up ein Who is Who der momentan angesagten Postpunk Bands. Darüber hinaus ist mit Gisbert zu Knyphausen ein alter Bekannter des Festivals mit seiner Band Husten dabei.
Auf keinen Fall entgehen lassen solltet ihr euch Ellie Dixon, King Hannah, Mid City und Friedberg.
Wer einen genauen Überblick über die Bands und deren Spielzeiten verschaffen will, dem sei die diesjährige FestivalApp ans Herz gelegt.
Darüber hinaus hat der gute „Felse“ vom kleinen, aber feinen Radiosender High Fidelity eine wunderschön gestaltetes, limitiertes Magazin zum Festival gebastelt, das ihr via
Festival Magazin von High Fidelity
bekommen könnt.
Uns bleibt nur noch, euch, uns und den Freunden in Haldern ein wunderschönes 39. Haldern Pop Festival zu wünschen. Passt auf euch auf, nehmt in diesem Jahr vielleicht noch ein wenig mehr Rücksicht aufeinander, wie ihr das eh schon macht und genießt die drei Tage. Wir sehen uns irgendwo vor den Bühnen, an den Bierständen, am See oder auf dem Zeltplatz.
Tickets für das Festival: Hier