Die Band UNIVERSITY ist sehr professionell aufgestellt. Zusätzlich zu den eigentlichen Musikern hat man jemanden engagiert, der mit Hilfe von hochgehaltenen Blättern, die Konzertbesucher:innen über den jeweiligen Namen des Teils der Supportshow informiert. Ihr Konzert ist in insgesamt drei Abschnitte eingeteilt, die alle drei gleich gut sind. Mir persönlich hat der Mittelteil am besten gefallen. Der erste Teil heißt „History of Iron Maiden Part Two“. Darauf folgt „Massive Top Tattoo“. Der letzte ist dann LOGISCHERWEISE „History of Iron Maiden Part One“. Der Zettelmeister verlässt die Bühne während der Show nicht. Er nimmt Platz und spielt „Happy Wheels“ auf seinem Laptop. Sein Gesicht ist übrigens vermummt. Wahrscheinlich weil er so hässlich ist. Die drei Bandmitglieder sind so halb hässlich. Der Sänger sieht aus wie Shane MacGowan in jung und mit Zähnen. Die Musik klingt genauso, wie man sich das mit den bisherigen Infos aus diesem Text vorstellt. Vielleicht hilft bei der Präzisierung der Vorstellung noch meine Vermutung, dass die drei, bzw. vier Leute auf der Bühne mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Forensischen ausgebrochen sind. Also insgesamt eine absolute Empfehlung diese Band!
Dann spielen auch noch THE MURDER CAPITAL. Dass man auf der Bühne keine Sonnenbrille trägt, wenn man nicht Andrew Eldritch heißt und mit Nebelwänden arbeitet, muss unbedingt jemand zeitnah dem Frontmann James McGovern verraten. Bei Eldritch läuft es aber im Moment wohl auch nicht mehr so gut. Vielleicht setzen sich beide mal bei Gelegenheit auf eine Tasse Laudanum zusammen. Insgesamt wirkt die Band auch optisch nicht unbedingt wie das Stereotyp einer Post-Punk Band. Alle sehen eher nach Pumparena mit Testosteron-Kur, als nach Blutarmut und Unterernährung aus. Der Schlagzeuger erinnert mich an Henning Flüslohs Rolle des „kurzen Zündschnur Boxers“ in der Serie „Luden“. Aber das ist hier ja kein Modeblog, sondern knallharte Konzertkritik.
Bei einer Band, deren Debüt von Flood produziert wurde und deren zweites Album im Heimatland direkt auf Platz 1 der Albumcharts landete, ist Einiges zu erwarten. Die Live-Variante überzeugt leider nicht wirklich. Die Gesangsqualitäten sind doch sehr überschaubar. Vielleicht ist die Stimme aber auch nicht gut eingestellt (so wie die Medikation von UNIVERSITY). McGovern versucht sich live als Crooner, der dabei aber oft ins Gequäke abrutscht. Der Mix der gesamten Band ist auch nicht besonders gut. Das ist aber alles schon okay und wird von der Kernzielgruppe im gut gefüllten Club Volta freundlich goutiert.
Im letzten Drittel der rund einstündigen Show werden die stärksten Stücke abgeliefert. Einer der eingängigsten Tracks – „Return my Head“ – ist im Laufe des Sommers in der Setlist anscheinend immer weiter nach hinten gerutscht. Eine weise Entscheidung. Bei der Nummer wird auf McGoverns Stimme ordentlich Hall gelegt. Geht doch!
Mit Setlist.fm in der Hand verlasse ich noch während des letzten Songs „Ethel“ die Venue, und treffe draußen auf den rauchenden Busfahrer der Band. Er grüßt mich grinsend. Wie ist das zu deuten?
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