Lange habe ich überlegt. Aber ab jetzt ist Schluss! Von mir gibt es ab jetzt keine* Jahreslisten mehr.
Wenn ich vom fast vergangenen Jahr etwas aus den Bereichen Musik empfehlen soll, dann würde ich sagen, dass das fünfte Album von KING KRULE „Space Heavy“ für mich herausragend war. Hätte die Karriere des Archy Ivan Marshall zehn Jahre früher begonnen, man würde ihn sicher in einem Atemzug mit Bands wie RADIOHEAD nennen. Das zweite Album der amerikanischen Songwriterin und Sängerin SZA ist schon im Dezember 2022 erschienen. Da waren aber schon alle (und ich auch) mit den Jahreslisten beschäftigt. Auf denen von 2022 ist sie tatsächlich nicht zu finden. „SOS“ ist auf jeden Fall eine Lieblingsplatte, wahrscheinlich nicht nur für 2023.
Ob das letzte „DIE TÜREN“ Album auch für die Ewigkeit ist, kann ich noch nicht sagen. Aber ihr Album lief in diesem Jahr in Dauerrotation auf meinen Streamingportalen. Das Spotify-Abo läuft wahrscheinlich zum Jahresende aus. Jedenfalls poppt das jetzt immer auf, wenn ich Spotify öffne. Wenn Tidal es noch schafft einen Equalizer in die App zu integrieren, bleibe ich Spotify auch langfristig fern. Über ihre neuen Vergütungspläne und die Preiserhöhung wurde wohl schon genug geschrieben.
Die Musik von KAPA TULT und NICHTSEATLLE kam aber schon kurz nach der „Kapitalismus Blues Band“, wenn man es in Hörminuten aufwiegen will. Was ich aber, wenn ich meine meistgestreamten Songs anschaue, lieber nicht empfehle.
Zwei EPs sind meiner Meinung nach absolute Highlights von 2023. Einmal wäre da „Irradiance“ von der deutsch-isländischen Jazzgruppe MINUA. Ein Interview mit der Band ist in Vorbereitung. „Irradiance“ klingt wie der Soundtrack zum Film „Mandy“, würde dieser im Hallormsstaðaskógur und Björn Hlynur Haraldsson die Hauptrolle spielen. Und dann gibt es noch die EP „L’homme“. Wie mühelos die sehr begabte französische Sängerin REB auf der Single-Sammlung eingängige Harmonien aus dem Ärmel schüttelt – so wirkt es jedenfalls – lässt auf mehr von ihr im nächsten Jahr hoffen.
Bei Konzerten sieht die Sache schon etwas anders aus. Im vergangenen Jahr habe ich knapp 30 Konzerte besucht. Wirklich gut waren davon vielleicht zehn. Der große Rest mittelmäßig. Zwei, drei richtig schlecht. Herausragend waren die Shows von DER PLAN beim Lieblingsplatte-Festival im zakk, das Konzert von Herbert Grönemeyer in der Lanxess-Arena. Auch wenn Grönemeyer garantiert lieber andere Fans hätte, als die angesoffenen Fussball-Trikot-Kanaillen im Innenraum beim Köln-Konzert. Wie sehr die Stimmung bei einem Konzert binnen Sekunden auf Null gehen kann, war bei der Performance des grandiosen Songs „Doppelherz“ zu erleben. Dafür flippen die Kartoffeln wenig später beim ultrabescheuerten „Zeit, dass sich was dreht“, so dermaßen aus, als wäre gerade irgendwas Erfreuliches mit Fußball passiert. Igitt!
DEADLETTER im Bumann haben auf jeden Fall deutlich gezeigt, dass man mit ihnen ab jetzt rechnen muss, und dass sie richtig Bock haben. Die bereits erwähnten NICHTSEATTLE waren beim Staatsakt-Jubiläum (was ja eigentlich eine TÜREN TOUR war, dieser Otger ts ts ts…) vielleicht die größte Überraschung. Rösinger und Friebe zusammen waren aber auch sehr schön! INTERNATIONAL MUSIC sind live bereits eine echte Bank geworden. METRIC sind gerade meine liebste kanadische Liveband. Selber schuld, Herr Butler. Es gibt nichts besseres als ein Open-Air mit ELEMENT OF CRIME im Sommer (und auch sonst). Und wenn Sarah McCoy wieder irgendwo spielt, werde ich auch auf jeden Fall wieder hingehen (und ganz viele mitnehmen).