Manche bedauern dass ihre Konzerte nicht mehr laut (genug) wären. Andere vermissen Material aus den ersten zwanzig Jahren der Bandgeschichte. Aber schaut man sich heute im restlos ausverkauften E-Werk ein wenig um, kann man EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN nur gratulieren. Denn neben vielleicht noch BOHREN UND DER CLUB OF GORE, gibt es eigentlich keine weitere relevante „E-Musik-Band“ im deutschen Raum, die sich ständig weiterentwickelt, niemals ausverkauft und dabei ständig neue nachwachsende Fangruppen gewonnen hat.
Das Leben ist nicht bunt
Dass die NEUBAUTEN darauf verzichten, in die größere Halle auf der anderen Straßenseite – das Palladium – umzuziehen, welches sie sicherlich ebenfalls locker füllen könnten, kann man ihnen nicht hoch genug anrechnen. Das E-Werk mit seiner hohen Bühne und ohne störende tragende Säulen im Saal, ist Kölns beste Venue in der Kapazitätsklasse. Und auch wenn die Show der NEUBAUTEN vielleicht auf den ersten Eindruck, mit der Band vor einer Leinwand, ohne jeglichen Kunstnebel, nicht besonders spektakulär wirkt, ist die Inszenierung der Show hoch effektiv. Wenn im Mittelteil, bei den „Hits“ von „Silence is sexy“, bei „Sabrina“ die Leinwand rot, oder bei „Sonnenbarke“ an entsprechender Stelle“ die Leinwand eben gelb / orange angeleuchtet wird, wirkt der Effekt kolossal. Auch das entstehende Schattenspiel auf der Leinwand durch das punktuelle Anleuchten der Bandmitglieder aus verschiedenen Richtungen, ist ein sehr subtiler, aber wirkmächtiger visueller Effekt.
Alles neu
Die Setlist setzt sich neben dem bereits erwähnten Album, dass mit drei Songs vertreten wird, wie erwartet hauptsächlich aus den beiden letzten Veröffentlichungen „Alles in Allem“ und „Rampen (APM: Alien Pop Music)“ zusammen.
AI Prompt: Schreibe einen Brecht-Text; postmodern und mit etwas Humor
Ahnungslose, die einmal dreißig Sekunden in „Halber Mensch“ gehört haben, könnten eventuell auf die Idee kommen, dass ein Konzert von EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN nach Theaterschminke, Goethe-Institut und Kunsthandwerk riecht. Bei einem Stück wie „Hier kommt Ten Grand Goldie“, könnten böse Menschen gar auf die Idee kommen, dass zumindest beim Textentwurf, eine künstliche Intelligenz ihre Finger im Spiel hatte. Aber jetzt einmal ganz im Ernst: Es sind nicht Bargelds Schnurren über übermalte Regenbögen oder Anfragen von französischen Chansonetten, die den Abend so besonders machen. Es ist die spektakuläre Instrumentierung und ihr genialischer Mix. Selbst Neueinsteiger, wie meine Begleitung an dem Abend, haben die Möglichkeit die Texte zu verstehen und erleben dabei ein sehr druckvolles, ja ein akustisch geradezu spektakuläres Konzert. Ein schrecklich amüsanter Abend.
Setlist
01. Pestalozzi
02. Ist Ist
03. Wedding
04. Grazer Damm
05. Isso Isso
06. Möbliertes Lied
07. Sabrina
08. Die Befindlichkeit des Landes
09. Sonnenbarke
10. Seven Screws
11. Trilobiten
12. Gesundbrunnen
13. How Did I Die?
Encore I
14. Ten Grand Goldie
15. Alles in allem
16. Besser Isses
17. Everything Will Be Fine
Encore II
18. Susej