Schon auf dem Weg von der Tram zum Astra sieht man verzweifelte Menschen mit einem „Suche Karte“-Schild in der Hand Passanten ansprechen. Objekt der Begierde sind Tickets für das ausverkaufte Black Rebel Motorcycle Club-Konzert. Die Kalifornier haben sich auch hierzulande eine immer größere Fangemeinde erspielt und füllen nun mit Leichtigkeit Hallen in der Größenordnung des Astras, denn ihre Live-Shows versprechen doch immer etwas Besonderes zu sein. Und auch an diesem Abend enttäuschen sie die Erwartungen nicht.
Überpünktlich kommt zunächst der Support ZaZa auf die Bühne. Ihr hypnotischer, sexy-unterkühlter Sound ist doch wirklich anziehend und das stoische Trommeln gepaart mit dem Gesang ergibt eine überzeugende Mischung. So füllt sich der Saal immer mehr und werden die langen Stücke zunehmend frenetischer beklatscht.
Doch nach einer halben Stunde wird es langsam Zeit für die Herren im Haus. Als die drei die Bühne betreten, wird alles in herrlich-grünes Licht getaucht und mit „War Machine“ das erste Brett rausgehauen. Gekleidet in Lederjacke, windet sich Robert Levon Been dabei sexy an seinem Mikroständer, feuert mit seinem Bass in die Menge. Das bluesige Gitarrenriff nimmt einen gefangen und schon ist man drin im BRMC-Universum, das einen jetzt zwei Stunden schwitzen lassen wird. Die Menge tobt schon jetzt und weiter geht’s. „Mama Taught Me Better“ wird als nächster Song des neuen Albums in die Menge geschleudert und jubelnd angenommen. Auch wenn die erste Hälfte des Sets eindeutig im Zeichen von BEAT THE DEVIL’S TATTOO steht, soll an diesem Abend jeder auf seine Kosten kommen, so dass am Ende keine Wünsche offen bleiben.
Die beiden Protagonisten Robert Levon Been und Peter Hayes erzeugen dabei mit ihren Stimmen und Instrumenten eine solch intensive-elektrisierende Atmosphäre, gestützt von den Drums Leah Shapiros, dass das Publikum nicht anders kann, als sich durch entzücktes Jubeln und Hüpfen zu entladen. Diese positive Spannung wird fast greifbar und steigert sich von Song zu Song ins Unermessliche. Bei „Beat The Devil`s Tattoo“ dann der erste Höhepunkt. Die Gitarren fahren in die Beine, fast stampfend will man den Song begleiten. Dann bei „Ain’t No Easy Way“ gibt es kein Halten mehr. Erste Crowdsurfer lassen sich durch den Saal tragen. Das war nur das Intro für eine beinahe ekstatische Songstrecke aus „Aya“, „Berlin“ und „Weapon Of Choice“. Angeheizter kann eine Menge gar nicht sein. Zur Abkühlung setzt sich Robert deshalb ans Klavier und spielt mit „Long Way Down“ etwas zum Entspannen, was augenscheinlich einige Menschen nicht brauchen, denn bei den leisen Tönen fordert ein Zuschauer ein paar Mal „Rock’n’Roll!“. Dieser Forderung wird an diesem Abend noch genug nachgekommen, doch zunächst brauchen das Publikum und wohl auch die Band eben eine Verschnaufpause, um dann genug Energie für „Whatever Happened To My Rock & Roll“ zu haben. Beinahe wütend schreit Peter die Frage ins Mikro und die Menge rastet aus. Das reguläre Set ist hiermit beendet, das Konzert noch lange nicht.
Nach kurzer Pause kommt Robert mit Akustikgitarre zum Bühnenrand und fragt die Menge nach Songwünschen. Wild fliegen Songtitel durch die Gegend und „Mercy“ gewinnt. Fast zerbrechlich schön ist dieser Song und ganz ruhig wird das Astra. Diese Ruhe ist aber trügerisch, denn danach kommt die gesamte Band wieder zurück und hat Teuflisches vor. Der Schweiß war noch nicht getrocknet und fließt nun wieder in Strömen – „River Styx“, „Shuffle Your Feet“, „Conscience Killer“ und „Six Barrel Shotgun“ lassen einen beinahe um „Mercy“ flehen. Gnade gibt es aber noch lang nicht. Nach „Spread Your Love“ verlassen die drei zwar wieder die Bühne, kommen aber doch wieder, um einem diese Bassline von „Stop“ nur so in die Magengegend zu schleudern. „We don’t know where to stop“ – dies scheint tatsächlich ein Motto von BRMC zu sein, denn längere Zugaben hat wohl keine Band auf diesem Planeten. Nach „Shadows Keeper“ dann der letzte magische Moment im Astra. Bei „Open Invitation“ wird der Club wieder in grünes Licht getaucht und diesmal von flackernden grünen Lasersternen an den Wänden und Decken begleitet. Dieser Moment ist so schön, dass einem beinahe die Tränen in die Augen steigen. Danach ist dann wirklich Schluss. „What A Wonderful World“ erklingt aus den Boxen und selig verlässt das Publikum das Astra. Wer danach noch ein wenig ausharrt, darf einem der legendären Akustik-Sets der Band beiwohnen, denn Rob steht später im Biergarten des Astras und gibt nochmals fünf Songs zum Besten. Diese Band weiß wirklich, wie man seine Fans befriedigt und süchtig nach mehr macht.
Ein ganz außerordentliches Konzert einer außerordentlichen Band hat Berlin an diesem Abend erlebt. Bleibt zu hoffen auf ein baldiges Wiedersehen!