Infinite. Imperfect. Indeed. So beschreiben sich die zwei Musiker um Kraków Loves Adana. Dass diese drei Worte passender nicht sein können, zeigte sich bei ihrem intimen Konzert im Berliner Bang Bang Club.
Gemütlich warm ist die Luft, angenehm gefüllt der Club und sichtlich entspannt das Publikum (es sitzen tatsächlich vereinzelt Menschen auf dem Boden), als Kraków Loves Adana die Bühne betreten. Mit „It’s Spoken So It’s True“ beginnt das Set. Beinahe so unaufgeregt und still, dass ein Klatschen des Publikums fast als störend empfunden wird. Und so trauen sich zunächst nur zaghaft einige Zuschauer die melancholische Ruhe zu durchbrechen, als die zwingenderen Töne von „1993“ erklingen. „It’s an action of illusion“, schon hier also wird einem die ganze Schönheit dieser Band bewusst, wenn mit sparsamer, aber atmosphärischer Instrumentierung die zarten Texte unterlegt werden und Deniz die Töne noch ein wenig anders phrasiert als auf Platte. Eine ganz eigene Spannung wird da erzeugt. Schnell fühlt man sich wie in seinem eigenen Film, der in Zeitlupe vor einem abläuft und man sich immer auch ein wenig fragt, wie man hier eigentlich reingekommen ist. So dicht und intim geht es weiter. Worte zwischen den Songs braucht es nicht. Gesprächig sind weder Deniz noch Robert. Hier wird Kunst zelebriert. Das ist immer auch ein Drahtseilakt. Vor Fehlern ist auch die schönste Perfektion nicht gefeit und so streikt mitten im Set Deniz’ Gitarre. Kurzerhand sattelt sie auf die ihres Bandkollegen Robert um, der fortan nun nur noch die Synthesizer bedienen kann.
Der Atmosphäre tut dies sowieso keinen Abbruch, eher gelöster wirkt die Band sogar, als sie eben spontan auf die kleinen technischen Eigenheiten reagieren muss. „Wolves“ kriecht zwingend in den Körper und lässt diese etwas verstörende Stimmung zurück. „It’s the first time after all these lies, the first time I realize, now that you’re mine“. Etwas wärmer, wenn auch nicht gerade eben heller fängt den Zuhörer dann der letzte Song des regulären Sets, „Red Paperclips“, auf. Und dann sind Kraków Loves Adana erstmal weg. Doch die Berliner wollen mehr. So kommt Deniz nach kurzem Warten auf die Bühne und spricht ein trockenes „Na gut“ ins Mikro. Humor geht also auch. Robert muss nach wie vor zugucken. Dafür holt Deniz nochmal zwei der schönsten Songs aus dem Musikkoffer. „A 60’s Troubadour“ nimmt einen mit auf einen kleinen melancholischen Roadtrip. Und „Geistermanier“ beendet diesen großartigen Film im Kopf und entlässt einen mit einem kalten, traurigen, aber auch irgendwie sehr schönen Gefühl. Die Bilder im Kopf bleiben noch eine Weile und das Herz ist sowieso berührt von Kraków Loves Adana. Der Herbst kann kommen. Unsere Band haben wir dafür schon. Großartig.
Fotos: Julia Fritsche