Ob man eher weinen muss, wenn man den Simple Minds oder Jan Delay zuhört, darf jede:r für sich selbst entscheiden. Im Jahr 1998, als die Beginner in ihrem Track „Liebes Lied“ ihre spezielle Foltermethode ausformulierten, war die schottische New Wave Band SIMPLE MINDS jedenfalls für viele nicht unbedingt die erste Antwort auf die Frage, nach der weltweit besten Liveband (1991er Auszeichnung des Q Magazines).
Dass sich aus der Schülerband Biba-Rom! zeitweise eine der angesagtesten Rockbands der Welt entwickeln sollte, hätten sich die Gründungsmitglieder Jim Kerr, Charlie Burchill, Tony Donald und Brian McGee 1977 – im Gründungsjahr der SIMPLE MINDS – wahrscheinlich nicht vorstellen können. Irre These: Das entscheidet den Schotten vom Iren – wenn man an die ebenfalls als New Wave Band gestarteten U2 denkt – die wahrscheinlich die direkte Weltherrschaft im Rock ’n‘ Roll fest eingeplant hatten. Trotzdem, eine wirklich gute Reputation haben die SIMPLE MINDS leider heute ebenfalls nicht. Woran das liegt, weiß aber auch niemand so genau. Vielleicht liegt es am etwas käsigen (Spät-)Werk der Truppe, zu der heute nur noch zwei Gründungsmitglieder – Jim Kerr und Charlie Burchill – gehören. Oder zu Soap-Opera reifen Trennungsdramen. Zum Beispiel haben im Jahr 2009 die geschassten Mates Dreke Forbes und Brian McGee eine Band namens EX-SIMPLE Minds (XSM) gegründet. Die haben immerhin vier Jahre zusammen musiziert. Nichtsdestotrotz gibt es bis heute einige Alben aus der Frühphase, die über alle Zweifel erhaben und sehr gut gealtert sind.
Deswegen möchte der Autor dieser Zeilen am Sonntag sein erstes SIMPLE MINDS Konzert besuchen und sich selber davon überzeugen, ob Jim Kerr tatsächlich der Erfinder des Mitklatsch-Animierens ist – was in der Theorie definitiv etwas Angst vor dem Besuch macht.
Den bis heute wohl größten Hit der SIMPLE MINDS „Don’t you (Forget about me)“ – aus dem „Breakfast Club Soundtrack“ – haben Steve Schiff – ein Gitarrist der NINA HAGEN BAND – und Keith Forsey (Udo Lindenbergs Panikorchester, AMON DÜÜL II) geschrieben. Forsey war auch Schlagzeuger bei Giorgio Moroder und hat 1979 den berühmten Drumkick bei Donna Summers Überhit „I feel Love“ eingespielt. „Don’t you“ haben die SIMPLE MINDS lustigerweise erst abgelehnt, als ihnen backstage ein Demo des Tracks von Forsey vorgespielt wurde. Man wollte kein Fremdmaterial spielen. Bryan Ferry und Billy Idol lehnten auch ab. Wobei Ferry einen Hit erkannte, nur das Timing umpassend war. Er arbeitete gerade an seinem „Boys and Girls“ Album. Die Plattenfirma schlug den Sonnenbrillen bei Nacht Träger Corey Hart vor. Den fand wiederum Forsey unpassend. Nachdem Forsey mehrmals beteuerte, wie toll er die SIMPLE MINDS finden würde und Kerrs damalige Gattin – die PRETENDERS Frontfrau Chrissie Hynde – ebenfalls das Potential erkannte, nahm die Band den Song in einer dreistündigen Session im November 1984 auf und vergaß ihn sofort wieder („a throwaway song on the soundtrack to a forgettable movie“). Am 20. Februar 1985 wurde der Song in den USA veröffentlicht und ging im Mai in den US-Billboard Charts auf Platz 1. Der einzige Nr. 1 Hit der Schotten in den USA.