Wer sich demnächst wundert, warum nur noch ausgemachte Kapitalismusexpert:innen (die auch nebenbei Musik veröffentlichen), im Jahrestakt in >2000 Kackhallen ihre Kohle einsammeln und eben keine Musiker:innen mehr Konzerte geben, für die man sich irgendwann mal entschlossen hat in eine größere Stadt zu ziehen (und nicht für Weinfeste oder Kneipenhopping-Events), soll sich bitte nicht wundern. Ok? In Ordnung?
Eine bessere Idee ist es, sich JETZT ganz viele Konzertkarten zu kaufen und am Abend der jeweiligen Veranstaltung 10 GROSSE Bier (in der Konzertvenue – nicht vom Kiosk) zu trinken, dabei Trinkgeld wie Graf Koks von der Gasanstalt zu verteilen, einen (überteuerten) Jutebeutel zu kaufen (und wenn nötig in diesen rein zu reiern und sich dann bei den aufgedruckten Künstlern via Instagram einen Ersatzbeutel zu kaufen).
Falls jemand davon überfordert ist: wir können gerne morgen Abend beim Konzert der neuseeländischen Band FAT FREDDY’S DROP das Ganze einmal vorturnen. Bitte einfach ansprechen!
FAT FREDDY’S DROP sollten eigentlich schon ein Viertel Dutzend Mal woanders auftreten. Jetzt ist es der Tanzbrunnen geworden. Endlich! Für Menschen, die keine Ahnung haben um was es bei denen geht, empfehlen wir nochmal die ersten beiden Abschnitte zu lesen.
Ein wenig Auskunft möchten wir aber schon geben. FAT FREDDY’S DROP ist eine neuseeländische siebenköpfige Band aus Wellington, deren Musikstil als Kombination aus Dub, Reggae, Soul, Jazz, Rhythm and Blues, Gospel und Geschraube beschrieben werden kann. Ursprünglich eine Jam-Band, die Ende der 1990er Jahre von Musikern anderer Bands in Wellington gegründet wurde, wurden FFD nach und nach zum alleinigen Mittelpunkt ihrer Mitglieder. Okay, der letzte Teil der Übersetzung eines Wikipedia-Textes ist echt beschissen ausgefallen. Die Bandmitglieder spielten während eines Großteils ihrer 20-jährigen Karriere weiterhin mit ihren anderen jeweiligen Gruppen – THE BLACK SEEDS, BONGMASTER (fast so ein bescheuerter Name wie LAUWARM übrigens – das sind die Konzertabbrecher mit den verbotenen Dreadlocks by the way) und anderen. FFD sind bekannt für ihre improvisierten Live-Auftritte. Die Songs auf ihren Studioalben sind Versionen, die über Jahre verfeinert wurden, indem sie sie live in Neuseeland und auf Tourneen im Ausland gespielt haben. Und ja, wir wissen, dass sich das scheisse liest. Aber so fühlen sich auch Konzerte an, deren Besucherkapazität bei 50% liegen. Und von denen haben wir in letzter Zeit eine Menge gesehen. Man kann aber auch wirklich feststellen (das ist keine Spinnerei von Rocko Schamoni, der jüngst davon berichtete, dass zu seinen Shows ein Viertel der Anzahl von Zuschauer:innen kommt, die Pre-Covid seine Shows besucht haben), dass es etwas Hoffnung gibt. Bei Künstler:innen, die ein eher jüngeres Publikum ansprechen, sind die Besucherzahlen ordentlich. Die Ü-35-jährigen sind das Problem. Aber waren sie das nicht schon immer? Wenn ihr nicht mehr den Freizeitpark „Große Stadt“ benutzen möchtet, ist es okay. Dann gebt aber bitte den Wohnraum frei! Anscheinend hat die Abwanderung auch schon begonnen, zumindest in großen Städten, die über 35-jährige zu ihrer Kernzielgruppe zählen (Ausnahme, die schönste Stadt Deutschlands: München). Mal sehen, ob wir bleiben. Wir sammeln erstmal weiter steile Thesen.