Ziemlich pünktlich wird am Freitagabend die größere der zwei Bühnen von Me Succeeds eröffnet. Das Hamburger Trio spielt sich mit ihrem Mix aus instrumentellen Klängen, elektronischem Hauch und zartem Gesang ein und lenkt damit die Aufmerksamkeit der BesucherInnen auf sich, der Platz füllt sich schnell. Wenn auch noch verhalten, honoriert das Publikum den hervorragend abgemischten Sound und lässt sich zu ersten Tanz-Performances hinreißen.
Die kleine Bühne im Adamshof erfährt dieses Jahr ihr Debüt durch Me And My Drummer, die im Anschluss spielen. Begleitet vom Schlagzeug, tritt Sängerin Charlotte mit ihrer ausdrucksstarken Stimme Jubelstürme los. Menschen tanzen, scheißen auf den Regen und irgendwer macht Seifenblasen. Vorschusslorbeeren für das Phono Pop nach nur einer Stunde. Gute Bilanz.
Me And My Drummer
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Der Timetable gestaltet sich glücklicherweise sehr publikumsfreundlich, sodass beim Bühnenwechsel immer noch ein Fünkchen Zeit bleibt. Lohnenswert ist da zum Beispiel ein Besuch im Kunstzelt, in dem Fotografien und Pop Art-ähnliche Skulpturen/Installationen ausgestellt sind. Ganz nebenbei kann man sich übrigens auch neben der großen Bühne den Pansen mit Pfannkuchen, Burgern und Frühlingsrollen vollhauen. Dort spielen kurz vor Sonnenuntergang Breton, die mit ihrem Auftritt begeistern. Besonders der Drumcomputer wird auf einmal zum beachteten Instrument, nicht verwunderlich wenn man beobachtet wie sehr der DJ drauf abgeht und die Samples wirklich „spielt“.
Breton
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Weiter geht’s mit We Invented Paris, der Band die sich ein bisschen von den übrigen Bands abhebt. Mit Rock-Pop gewinnen sie schnell die Herzen, die sich noch nicht vor die Bühne gedrängt haben. Sowieso interagieren die Schweizer gern mit ihrem Publikum: Bei „Bubbletrees“ schießt Sänger Flavian dutzende von aufgeblasenen blau-weißen und gelb-weißen Wasserbällen in die Menge. Die Aufgabe ist es, diese während des Songs in der Luft zu halten. Klappt gut. So gut, dass sogar noch am Ende des Konzerts einige davon im Adamshof rumsausen. Glücklich, wer sich einen ergattern konnte.
We Invented Paris
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Die erste Sensation folgt: Dry The River, die neben dem Phono Pop nur noch auf dem Appletree Garden Festival im Programm deutscher Line-Ups lesbar sind, werden mit großer Vorfreude, Fanliebe und einem wunderschönen Lichtermeer der umliegenden Gebäude erwartet. Der erste Klang, der erste Takt, die große Euphorie: Dry The River sind die Troubadoure der Emotionen. Jeder Song ist eine epische Steigerung, das Spiel aus sanften, zerbrechlich-leisen Tönen und Verausgabung bis zum Anschlag versetzt die Menschen in Höchstform. Erste Pärchen brechen Langknutschrekorde.
Dry The River
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Zur Abkühlung der erregten Gemütszustände kommt Denis Jones genau richtig. Der DJ/Audio-Artist hätte zur Komplementierung eigentlich noch seinen VJ gebraucht. Eigentlich. Dieser durfte leider nicht ausreisen, da sein Pass abgelaufen war. Keine Ausreise, keine Einreise, keine Lichtshow im mittlerweile dunkel gewordenem Rüsselsheim. Egal. Denis Jones gibt trotzdem alles und bereitet den Tanzfreudigen damit eine große Freude.
Denis Jones
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Headliner sind an diesem kühlen, aber noch angenehm gewordenen Sommerabend keine Geringeren als Warpaint. Alle FestivalbesucherInnen stehen schon während des Soundchecks erwartungsvoll vor der Bühne. Und nach den obligatorischen Anfangsschwierigkeiten mit der Technik(in)kompatibilität fangen die Girls mit „Hi, we are Warpaint“ endlich an. Das „We are“ kann man wörtlich nehmen, es ist ein Zusammenspiel und keine Formation die sich ausschließlich dem Publikum zuwendet. Hier wird auf der Bühne gelacht, gewitzelt und performt. Nach und nach wirkt der Auftritt immer aufgelöster und entspannter, die kleinen Kontaktaufnahmen zum Tonmensch anfangs bleiben nicht verborgen. Umso besser, denn Warpaint wollen ordentlich spielen und begeistern. Als täten sie das nicht schon allein durch ihre Existenz. Besonders bei „Undertow“ herrscht vor der Bühne nur noch kollektive Freude, Drummerin Stella in ihrer Hingabe zuzuschauen fördert das Gänsehaut-Feeling. Den Abschluss macht „Elephants“, aber um endgültig zu gehen ist es einfach zu früh. Das finden nicht nur die Fans, die lauthals nach Zugabe rufen, sondern auch die Band selber. Sie kommen zurück und geben, na klar, noch einen zum Besten, bevor das Licht erlischt und die After-Show-Party losgehen kann.
Warpaint
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Fotos vom Festival: Juli L.