Pingrove sind definitiv keine Hipster. Es ist ihre symphatische Nerdigkeit, es ist ihr anti-cooles Auftreten, das Echte, womit sie ihre Musik vortragen, was begeistert und schnell in ihren Bann zieht.
Es ist ein spätsommerlicher Donnerstag Abend im September und Pinegrove aus Montclair, New Jersey laden, im Zuge ihrer ersten Europatour und dem im Juli bei Run for Cover Records erschienenem Album CARDINAL, zum Konzert ins Kölner Underground. Vorweg: Der einzige Wermutstropfen an diesem Abend bleibt, daß die Vorband Chain of Flowers, irgendwo auf dem Weg zum Underground im Stau stecken geblieben ist und ihr Auftritt somit leider ausfallen muss. Dieser Umstand tut dem Abend – Chain of Flowers mögen es verzeihen – keinen Abbruch.
Um Viertel vor Neun stehen Pinegrove ohne Vorband, als einziger Act des Tages auf der Bühne. Vor knapp 200 Besuchern im Ehrenfelder Club beginnen sie mit „Recycling“, von ihrer 2015’er EP-Sammlung EVERYTHING SO FAR. Schon mit den ersten Takten ist klar, sie werden keine Probleme haben ihr heutiges Publikum auf ihre Seite zu bekommen. Zu unmittelbar greift die Mischung aus sanften Alt-Country Elementen, die sich nahezu fließend zu schnellen Indie-Rock Nummern entwickeln, sich kurz zurücknehmen, um erneut wieder, fast brachial auszubrechen. Eine Dynamik, die das Publikum mit ersten Bewegungen quittiert. Dabei macht die siebenköpfige Band um Evan Stephens Hall, Sänger, Gitarrist und Kopf, einen sicheren, aber introvertiert, konzentrierten Eindruck. Nur von sporadischen Ansagen ans Publikum unterbrochen, schöpfen sie aus ihrem Repertoire, mit Songs, wie „Need 2“, „Size of the moon“ oder „Angelina“ und nehmen mit auf Ihre musikalische Reise durch Country, Folk, Indie, Rock und Pop. Zusammengehalten werden die Stücke live, vom oft mehrstimmigen Gesang von Hall und der Keyboarderin Nandi Rose Plunkett. Mal nach Wilco, mal nach Glen Hansard klingend, bauen sich ihre Songs über Freundschaften („New Friends“), inspirierende Briefwechsel („Cadmium“), oder Sprachschwierigkeiten („Aphasia“) abwechslungsreich und musikalisch sehr differenziert auf und begeistern vollends.
Ihr Ruf, als fantastische Live-Band bestätigt sich am heutigen Abend ein weiteres Mal. Jedem, der heute nicht dabei sein konnte, seien die Audiotree Studio-Session wärmstens ans Herz gelegt.
Zur letzten Zugabe kommt Hall, nach einer knappen Stunde alleine und nur mit Gitarre zurück auf die Bühne, sichtbar erleichtert und glücklich performed er noch einen, nach eigener Aussage „Goofy-Song“, über die letzte im Toaster vergessene, leicht angetrocknete Scheibe Toast und die sich daraus ergebenden Rettungsversuche. Am Merch Stand gibt es noch eine weitere kleine Überraschung: im Tausch für 10 Euro können selbst gemachte Tapes der beiden Alben erworben werden. Sichtbare und noch gelebte DIY Wurzeln. Lange nicht mehr gesehen, und sehr darüber gefreut. Danke.
http://pinegrove.bandcamp.com – http://flowersinchains.com/